Weihnachten 2002

 

Um die Gnade des lebendigen Glaubens, bitte ich zum Herrn des Lebens für meine Familie!

 

Ich habe viel nachgedacht, was ich zu Weihnachten für meine große Familie vom gütigen Gott erbitten soll. Für euch meine lieben Kinder, die auf Gottes Ermunterung aufgenommen wurden und für euch meine Mitarbeiter, die entweder hier in Deva oder in Orastie mit eurer Arbeit, oder irgendwo in der großen Welt, mit Materieller oder Gebets Unterstützung, meine Mithelfer seid, um Gottes Reich zu bauen.

Ich möchte etwas erbitten, was sehr wichtig ist. Etwas, dass wir sehr benötigen, während unserer Wanderung auf dieser Welt. Es ist eine schwere Entscheidung, weil wir so verschieden sind. Die kleinsten unserer Familie, klein Anna und Amalie können nur auf unsicheren Beinen sich ihrem zweiten Lebensjahr nähern, während die liebe Tante Zsuzsi, und der Großvater in Laab im Walde, mit flinken Schritten sich dem hundertsten Lebensjahr nähern.

Zu unserer großen Familie zählen solche, die wir in einer einzigen Unterhose aufgenommen haben, aber es gibt, aus Gottes Gnade auch sehr Reiche. Wir haben welche, die krank sind, die noch nie auf ihren eigenen Beinen gestanden haben, wie der Ferenc aus der IX. Klasse in Deva. Aber wir haben auch junge, hübsche Kinder mit blühender Gesundheit. Was ist das, was wir alle, gleicherweise brauchen?

 

Ich bitte zum Herrn des Lebens um die Gnade des lebendigen Glaubens für uns alle.

 

Was bedeutet für mich lebendiger Glaube? Damit wir besser verstehen, schauen wir auf die Weisen vom Morgenland, die etwas gesehen haben, in ihrem Herzen fängt der Wunsch nach Mehr, nach Wahrheit, nach Heiligem  zu glühen an, und sie legen ihre Arbeit nieder, unterbrechen ihre alltägliche Raserei, und machen sich auf den Weg. In der Dunkelheit, treten sie auf unbekannte Straßen, wissen nicht was sie suchen, dennoch auf den Wunsch ihres Herzens gehorchend, brechen sie auf in die Unendlichkeit. Der Engel ist ihnen nicht erschienen, sie gehen nicht wegen der Erfahrung eines mystischen Erlebnisses. Die Geheimnisse der Natur forschend, mehr, besser wollend, Hilfe suchend, dem gesunden Menschenverstand folgend, klopfen sie an Herodes Tore an. Sie fragen nach dem Weg, von Herodes Priester und Gelehrten, und es wird ihnen erklärt.

Unheimlich!

Diese Priester und Gelehrten wissen alles: "Aus dem Stamm Juda...Bethlehem...“

Sie kennen die heilbringende Wahrheit, trotzdem machen sie sich nicht auf den Weg. Aufgrund ihrer Wegweisung, können die heidnischen Weisen, in der Höhle von Bethlehem Gott umarmen. Die Auskunft gegeben haben, gehen nicht hin, Gottes Angesicht leuchtet ihnen nicht. Wie wenig es ist, gelehrt sein über den Glauben. Alles können wir über Gott wissen, über die Liebe, aber wenn wir uns nicht auf den Weg machen, wenn wir nicht den Weg der Liebe betreten, mit dem Wunsch im Herzen mehr zu wollen, daß wir unser Jesuskind aus Bethlehem finden, sind wir verloren.

Was bedeutet es heute auf dem Weg zu sein? Niemand weiß es, kann es nicht wissen, sieht nicht den ganzen Weg, dennoch schimmern uns immer die Umrisse des nächsten Schrittes.

 

Seit dem Spätsommer, wohnen Familien mit kleinen Kindern in Zelten, draußen am Rande von Orastie. Diesen Sonntag hatten wir dort bereits einen Dezemberfrost. Ich habe versucht in der Prädigt über Gott zu reden, aber das Evangelium ist zu einem Knödel gefroren in meinem Mund.

 

Ich habe an die Familie Veres gedacht. Der Vater, der selbst im Waisenhaus aufgewachsen ist, mit seiner Frau und fünf Kindern, die in einem ausrangierten Militärzelt vor Kälte zittern.

Die drei jüngsten von den blonden blauäugigen  Kindern, habe ich in den vergangenen Jahren getauft.

Warum wurden sie delogiert? Wie sind sie so tief gesunken? Warum konnten sie ihr Leben nicht organisieren? Warum gibt es immer wieder Verlierer? Und warum bekommen die, die zuletzt das Rennen beenden keinen Preis? Ich weiß es nicht!

Ich weiß nur, daß es sehr kalt ist, wenn man Anfang Dezember in einem Zelt lebt. Und ich weiß auch, daß es unmöglich ist über das Evangelium zu prädigen, auf Weihnachten vorzubereiten, wenn du weißt, daß nicht weit von dir, die Kälte, der Schmutz, das Leben unschuldiger Kinder vernichtet. Nach dem Gottesdienst bin ich zu unserem Friedhof gegangen, wo ein kleines, verlassenes Häuschen steht. Ich bin zu unserem Pfarrgemeinderat gegangen, zum Bürgermeister und zur Familie Vörös, und jetzt kann ich dort stehen, wie die drei Könige, kann neben dem knisternden Feuer den jüngsten Sproß der Familie Veres in meinen Schoß nehmen, und aus seinen Augen lacht auf mich der, der in Bethlehem, aber in so vielen anderen Orten auch, gefunden werden kann. Mich erfüllt unsagbare Freude, als ich die, neben dem Ofen in ihren Betten friedlich lächelnden Kinder sehe. Nach dem Frieren der letzten Tage, haben sie 20 Stunden durchgeschlafen. Nur ein kleiner Weg, und welch unendliche Freude für sie, jedoch auch für mich.

Ich bin am Weg. Mit meinem Glauben, mit diesen beiden mystischen Armen suche ich Gott, umarme ich Gott. Es reicht nicht über die Liebe zu wissen. Wissen, ohne Weg ist Verdammnis. Der lebendige Glaube ist Dialog, Weg, Partnerschaft mit dem Schöpfer Gott, der die Welt weiter baut.

Der lebendige Glaube, ist das Blut des Menschen, der die kommende Welt, die Welt Gottes baut, das erfüllt unsere Zellen, Träume, Minuten. Der lebendige Glaube, der in der tiefsten Sackgassen unseres Lebens, oder Glaubens, Volkes, den lebendigen Gott findet, der uns bei der Hand nimmt, daß wir weitergehen können in eine brüderlichere Welt.

Das Blut, wenn es nicht fließt, stirbt in unseren Adern, der Glaube, der nicht aufbricht auf den Weg, daß es die Früchte der Liebe erntet, stockt und  zieht hinunter.

Wie das Blut, mit Oxygen Leben spendend fließt, soll in uns der lebendige Glaube, aus dem mystischen Herzen Christus fließen, um noch mehr die Güte und Liebe in unserer großen Familie zu entfalten.

 

Diesen lebendigen Glauben bitte ich von Gott als Geschenk für uns alle, damit werden wir alle ein sehr frohes Fest haben, was ich vom Herzen wünsche.

 

 

Pater Csaba ofm