Gedanken bei einer Taufe.

 

Ich taufe! Ich habe das zwanzigste Kind getauft heuer, in Brohs, in dieser kleinen Diaspora im südlichen Siebenbürgen. In den vergangenen 15 Jahren haben wir nicht einmal 20 Taufen gehabt. In einer Pfarre mit etwa 200 Mitgliedern haben wir 20 Kleinkinder aufgenommen. Alle zwanzig Kinder kamen aus sehr armen Familien. Nach ihren eigenen Bekenntnissen war in jeder Familie wenigstens die Mutter oder Vater, Großmutter oder Großvater, jemand, katholisch und ungarischer Abstammung. Die Eltern sind aus den Städten, Dörfern Siebenbürgens durch die kommunistische Flut hierher verschlagen worden und jetzt mit Armut und Elend ringende Menschen.

Welche Nationalität? Siebenbürger! Sie tragen das Blut der rumänischen, ungarischen und zigeuner Bevölkerung dieser Gegend. Und wenn sie das Wesentliche der Liebe begreifen, dann werden sie Christen.

Durch den Taufunterricht habe ich vieles über diese Menschen erfahren. Zuallererst, daß sie Menschen sind!

Ich habe ihnen Kaffe, Kuchen und menschenwürdige Worte angeboten. Sie haben mich angelacht, und wir haben geplaudert über Kindererziehung, Zorn und Versöhnung, Politik und Wissenschaft. Sie haben erzählt wie schlecht es ihnen hier geht, sie hungern und sie sind arm. Sie wollen weggehen, wohin auch immer, irgendwohin. Ich habe gelächelt, sie ermutigt zu beten, zu singen, sich wohl fühlen wie zu Hause, zumindest  im Hause Gottes. Und sie haben es getan, es war gut das Glück an ihren Gesichtern zu sehen.

 

Ich bewundere die Apostel. Der Großteil der Urchristen waren Sklaven, besitzlose Arme, heimatlose Arbeiter.

Die Apostel haben geglaubt, daß die heilige Taufe, die Gnade und Gegenwart Gottes, die Welt verändert und die Menschen veredelt. Sie haben geglaubt, daß der alte Nikodemus wiedergeboren werden kann, daß die sündige Maria Magdalena aufstehen und ein neues Leben beginnen kann.

Auch glaube ich, daß man aus diesen Kindern durch Erziehung gläubige Christen formen kann. Ich glaube, wenn Gott Kraft gibt, dann eröffnen wir ihnen Kinderkrippen, Kindergarten und Schulen, damit wir ihnen neben Liebe und Güte, die ungarische Sprache beibringen können. Wir können ihnen die Gedichte von Janos Arany und Attila Jozsef, die wunderschönen Geschichten von Elek Benedek und Aron Tamasi, die gesammelten Volksliedern von Bela Bartok und Janos Kriza beibringen und die mutigen Führer ihres Volkes Janos Hunyadi und Aron Marton vorstellen. Die Treue der in ihre Heimat zurückkehrenden Schwalbe, die Hartnäckigkeit der in jeder Frühling austreibenden Bäume und das wunderschöne Geheimnis des in die schwarze Erde fallenden und dort sterbenden Weizenkernes begreiflich machen.

Ich sehe das Kind an und packe. Ich möchte ihm ein Geschenk geben. In Gedanken gebe ich all die Werte, Güte und Schönheit, die Liebe und Wahrheit auf einen Haufen, was ich im Laufe der Jahre anbieten und schenken möchte. Wie eine sorgfältige Mutter die, die feinsten der feinen Speisen für ihr Kind zubereitet, damit sie ihre  Frucht mit Freude erfüllen kann, so möchte auch ich der Seele, den Geist ernähren meinem seelischen Kind, diesem Versprechen. Bei uns werden viele Menschen von niemanden benötigt. Ich glaube, wenn wir wahre Väter sein könnten, sie würden unsere liebenden Kinder werden.

Alles kann aus diesem Kind werden. Aber was auch aus ihm wird, es wird für mich bereits Freude, Licht, oder Wunden bedeuten. In der Taufe steht nicht nur Gott und seine Kirche ewig neben diesem Kind, sondern auch ich, ein winzig treibender Tropfen der Ewigkeit, seelischer Vater des Morgens.

                                                                                   

                                                  Fr. Csaba Böjte OFM,   Deva, Sept.2001