DORT, WO DU BIST SOLLST LIEBEN, UND DEINE
SORGEN GOTT ANVERTRAUEN.
Meinem Freund,
Dir, mir empfehle ich diese paar Zeilen,
Dir, der in Flügen in der Nacht deinen Weg
suchst:
In der Zeit des Profeten (Illés) haben die
Sünden der Herrschenden, die Selbstsucht der Menschen den Himmel verschloßen,
und Armut und Elend hat das Land beherrscht.
In dieser von Hoffnung verlassenen Welt, ist
eine Witwe, die wunderbare Fackel des Lebens und Liebe, die in der sidonischen
Carefta lebt.
Sie hat ein einziges, kleines Kind und sie ist
noch jung, wartet nicht ohne etwas zu tun auf das Verderben, sondern sammelt
Brennholz, um das letzte Stück Brot zu backen.
Stellen wir uns vor: Sie steht am Waldrand, auf
der Landstraße, diese einfache Frau, mit ihren
lieben Gesicht, hat ihren Mann verloren, hat nichts und Niemanden, und
sie wird mit ihrem Kind sterben. Und jetzt erscheint Jemand, ein Fremder, ein
in Not geratener, hungriger Mensch, und in Gottes Namen fragt er sie, daß sie
ihm ihren letzten bissen Brot geben soll, daß sie auf das Heiligste verzichten
soll, auf das Brot, was für ihren Sohn und für sie Leben bedeuten würde.
Sie muß zwischen dem Leben und der Liebe
wählen!!!!
Es muß erschütternd gewesen sein für den
Profeten (Illés), diese unendliche Liebe zu sehen.
Daß diese junge, reine Seele den Teig
zubereitet aus ihrem letzten Mehl, Feuer macht, das Brot bäckt, und ihm mit
Ehrfurcht reicht, ihm dem Fremden, ein Stück Brot, und darin symbolisch alles,
worum es in so vielen Kriegen geht, das Überleben, die materiellen Güter,
Alles.
Diese Frau hat zwischen dem Leben und der Liebe
wählen müssen, und sie hat sich für die Liebe entschieden. Barmherzigkeit,
Liebe, Güte und tiefen Glauben trägt diese Frau in ihrem Herzen. Vielleicht
öffnet gerade die Liebe und Güte diese namenlosen Frau den Himmel, und rettet
den „damaligen Sodom“ vom Verderben.
Hat unsere Welt auch solche Frauen und Männer
aus Carefta?
Zwei Begebenheiten möchte ich hier erwähnen:
Eines unserer Kinder, hängt mit unendlicher
Liebe an ihrem Vater, ein groß gewachsener, rauh aussehender Roma. Ich habe
diese Liebe bewundert, und habe einmal direkt gefragt, woraus diese Zuneigung
entstand. Das zehnjährige Mädchen hat eine sehr interessante Geschichte
erzählt: Sie hat sich unabsichtlich mit kochendem Wasser verbrüht, als sie vier
Jahre alt war.
Ihr verzweifelter Vater, hat sie sofort ins
Krankenhaus gebracht, wo das Kind aufgenommen und anständig behandelt wurde,
nur der Vater durfte nicht bei ihr bleiben. Das Mädchen hat geweint und
gesehen, wie ihr Vater unten, im Hof des Krankenhauses auch geweint hat.
Er ist nach Hause gelaufen und hat sich die
Hand absichtlich mit kochenden Wasser verbrüht, damit er im Krankenhaus bei
seiner Tochter bleiben kann um sie zu betreuen, auch wenn sie nicht im selben
Zimmer sein konnten, sie waren trotzdem zusammen.
Diese Tage besuchte ich eine kinderreiche, arme
Familie. Die Kinder sind bei uns, im Internat, aber einen Teil der Sommerferien
verbringen sie bei ihren Eltern. Die Familie wohnt in einer kleinen Garage. Das
einzige Bett wurde von den Eltern den Kindern überlassen, und so haben sie
selbst im Freien, auf einer einfachen Liege übernachtet. Der Vater, seine Armut
schamhaft verstecken wollend, versuchte zu erklären, daß letzten Endes draußen,
im Freien, die Luft viel besser ist, daß Problem ist nur der Morgentau im
August, weil das Bettzeug und die Haare am Morgen ganz Feucht sind.
Diese einfachen Menschen, an den Rand der
Gesellschaft gerutscht, haben über die Liebe zu ihren Kindern, und ihrer
eigener Gesundheit und Bequemlichkeit entscheiden müssen. In ihrer Einfachkeit
und Armut, haben sie sich für die Liebe entschieden.
Ich glaube daran, daß unsere Welt nicht von den
Großen, den Mächtigen geformt, und gerettet wird, sondern von den einfachen
Menschen, die wie die Witwe aus Carefta, die mit ihren namenlosen Heldentum –
vielleicht nur mit einem kleinen Stückchen Brot – beweisen, daß die Menschheit,
trotz aller ihrerSünden, die wunderbaren Züge des Mensch gewordenen Gottes in
sich trägt.
Wenn die Sünde, die Selbstsucht und Unvernunft in unsere eigene, oder in der ganzen Welt
die Macht ergreifen, und sogar der Himmel verdunkelt wird, dann werden nicht
die großen politischen Analysen, das verzweifelte in sich sinken, oder die
Flucht in Panik die Lösung sein, sondern die barmherzige Liebe, die Güte, die
selbstlose Solidarität und unendliche Glaube an Gottes ewige Barmherzigkeit.
Ja: dort, wo du bist, sollst lieben, und deine
Sorgen Gott anvertrauen.
Das ist der einzige Weg, der uns aus unserer
von Sünden zerstörten Welt führen kann.
Was auch immer geschehen ist, seien wir aus
eigenen, oder aus der Schuld anderer zu Tode Verletzt, in aussichtslose
Krankheiten verfangen, dort, wo wir sind, mit reumütigem Herzen,
ehrfürchtig sollen wir lieben den, der am
meisten unsere Liebe bedarf.
Und wir sollen mit Ehrfurcht auf den vertrauen,
der uns geschaffen und in sein Reich eingeladen hat.
Csaba Böjte OMF.