Imre Márczi


Sozialethische Fragen in den postkommunistischen Gesellschaften


Gedankengänge:
Die Ordnung der gegenwärtigen Welt ist unmenschlich, ungerecht. Für alle Menschen sollte ein menschenwürdiges Leben gesichert werden. Von technischer Seite gibt es dafür keine Beschränkungen, nur die überlieferten Machtstrukturen und der Egoismus des einzelnen Menschen machen dies unmöglich. Anstelle der Strukturen der Gewalt sollten Strukturen der Solidarität geschaffen werden, welche auf dem Wege gewaltfreier Reformen solche Lösungen schaffen könnten, die in der Lage wären, der Welt ein neues menschliches Gesicht zu verleihen.


Einführung:

Wenn um den Menschen herum solche Dinge wie jetzt in Europa geschehen, stellt sich die Frage: Gibt es noch eine Zukunft? Können und sollen wir die Zukunft planen - oder geschehen mit uns trotz aller Planung und guter Absicht solche Dinge, die wir nicht gewollt haben?...
Gibt es für die Gestaltung der Zukunft eine sichere und effektive Methode? Können wir noch in die Institutionen, in die Obrigkeit Vertrauen haben? Welche Methoden bleiben uns, wenn wir die Anwendung von Gewalt verwerfen? Gibt es eine Chance für eine konstruktive gemeinschaftliche Aufgabe? Oder können wir nur als Individuum Einfluá nehmen? Und überhaupt: Was treibt das Rad der Geschichte? Und in welche Richtung? Wie kann man die Gesellschaft im Interesse der positiven Ziele mobilisieren? Können wir nach der Veringerung der Rolle der Religionen, Ideologien und der Gewalt auf die Verwirklichung eines universellen Weltethos hoffen? Oder zerfällt die Welt in Million kleine Stücken und zahllose Bewegungen und organisieren diese dann unser Leben? Ist es möglich, daá diese sich einmal in einem universellen Ethos treffen. Oder es ist möglich, daá diese Kräfte sich umgruppieren, ein neues Antlitz erhalten und alles beginnt von neuem? ...


Ethik und Gesellschaft

Dort wo die Traditionen sehr stark sind und die Reformen nur langsam Boden gewinnen, laufen manchmal stürmische historische Veränderungen ab. In Osteuropa beschleunigt sich der Lauf der Geschichte. Ein Gesellschaftsmodell, das unzähliges Leid in der Welt verursacht hat, ist dabei zu verschwinden. Neben dem Faschismus forderte der Bolschwismus das Leben zigtausender Menschen im Verlauf seiner fast siebzigjährigen Geschichte. Wir sollten aber auch gleichzeitig erkennen, daá nicht die Idee des Sozialismus und deren Gesellschaftsform , sondern dessen atheistische und materialistische Form der Diktator gescheitert ist. Es stellt sich die Frage: Welche Kräfte standen bzw. stehen hinter diesen Veränderungen? Es ist möglich, daá das Ganze nur eine geniale Rettung der bolschewistischen Macht von der politischen in die wirtschaftliche Macht darstellt? Oder beschleunigte sich die Geschichte und das Volk schüttelte die ihm aufgezwungene fremde Macht ab. Siegte das Gute über dem Bösen? Kann man überhaupt die Geschehnisse mit ethischen Maástäben messen?
Kann man ethische Forderungen gegen über einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft stellen? Das Grundprinzip der Ethik ist ja die persönliche Verantwortung: Ethisch ist, was das Individuum mit seinem Gewissen in Einklang bringt bzw. dies versucht. Das Gegenteil ist somit unethisch. Die Gesamtheit der Handlungen eines Individuum bilden ein Antlitz nach auáen hin, das ethisch bewertet werden kann. Man kann sogar erwarten, daá eine Gemeinschaft sich auf allen Gebieten ethisch verhält, daá aber alle ethischen oder unethischen Handlungen in dem moralischen Charakter der Individuen wurzelt. Wenn wir nicht so denken, sind wir nur einen Schritt von dem offensichtlich absurden Begriff des schuldhaften Volkes, der Kollektivschuld und der kollektiven Bestrafung entfernt, der trotz allem immer und immer wieder verwendet wird.

Vielleicht hilft uns dabei die Unterscheidung zwischen Ethos und Éthos helfen. Dem schon bei Platon auffindbaren Gedanken zufolge bedeutet Éthos die allgemeine ethische Ausrichtung, die Hauptprinzipien der Ethik. Ethos dagegen dient der Benennung der konkreten angewandten Prinzipien der Moral, der moralischen Handlungen und Gewohnheiten. Mit dem Éthos kann man in erster Linie nachträglich rückblickend eine gegebene Epoche oder Gesellschaft charakterisieren. Éthos und Moral kann man nur individuell zur Rechenschaft ziehen. Den Begriff der "Sozialethik" sollte man mit Behutsamkeit gebrauchen. Es bedeutet nur dies, daá wir die Handlungen und Geschehnisse nicht auf das Individuum aufgeschlüsselt moralisch bewerten wollen. Mit der Verwendung dieses Begriffes wollen wir fernhalten, gesellschaftliche bzw. politische Prozesse moralisch zu rechtfertigen oder zu verurteilen. Was zur Zeit in Osteuropa abläuft, ist ein auáerordentlich vielschichtiger Prozeá und es wäre ein Fehler, den einen oder anderen Faktor herauszuheben und ethisch zu qualifizieren. Damit wollen wir natürlich auf keinen Fall die moralische Einzelverantwortung für das, was in seiner Macht stand, ausklammern. Wenn sie auch beim Sturz der kommunistischen Diktaturen keine führende Rolle spielen konnte, so kommt Ihr doch jetzt bei den Geschehnissen im Rahmen der Freiheit eine bedeutende Rolle zu.

Charakteristische Veränderungen in den postkommunistischen Ländern:

Die Ende der achtziger Jahre in unseren Ländern abgelaufenen Veränderungen können wie folgt charakterisiert werden:

1. Wegfall der Zwänge und Verbote; Freiheit, Ungebundenheit und Lockerung bestehender Formen. - Möglichkeiten ohne Beschränkungen.

2. Unsichere Werteordnung; Mangel an ethischem Verhalten (innere, geistige Formen)

3. Mangel an neuen Formen, Mustern, Lösungen, Institutionen, fachlichem Ansehen, glaubwürdigen Persönlichkeiten (allgemein: Mangel an Kraftquellen)

4. Informationsmangel, Mangel an Wissen, Bildung und Kultur; enger Horizont, Kommunikationsschwierigkeiten, schlechte Anpassung und Zusammenarbeit.

5. Atomisierte, individualisierte Gesellschaft (Mangel an Gemeinschaften).

6. Traditionelle Werte und Gedanken verlieren ihr Ansehen und werden in den Hintergrund gedrängt.

7. Erstarkung des Strebens nach materiellen Gütern.

8. Geringe Wirksamkeit der demokratischen Lösungen: Der Wille des Volkes kann nicht entsprechend artikuliert werden (Mangel an demokratischen Institutionen und Lösungen, schlechte Kommunikation, usw.) - wenn eine Lösung erreicht wird, ist sie nicht das mögliche Optimum, es werden nicht die Interessen der Gesamtbevölkerung oder der örtlichen Bevölkerung sondern die der tonangebenden Gruppen berücksichtigt (Balkandemokratie). Die Traditionen der Korruption und des Bürokratismus wirken weiter.

9. Ursprüngliche Kapitalakkumulation, Kapitalisierung - das Geld bestimmt die bisherigen menschlichen Beziehungen.

10. Abbau der Wirtschaft, Störungen, Erscheinung neuer Formen.

11. Zerfall des sozialen Systems (Herausbildung reicher und armer Schichten)

12. Krise des Bildungssystem: Das Schulsystem ist nicht in der Lage, die Jugendlichen auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten
(Mangel an Wissen und Bildung).

13. Rückständigkeit der Informationsmittel, Mangel an Informationskanälen.

14. Weiterbestehen von demagogischen Traditionen bei den Massenkommunikationsmitteln, Störungen, Suche neuer Rollen
(Fragen der Trennung zwischen öffentlich rechtlichen und kommerziellen Funktionen, der Finanzierung und der gesellschaftlichen Kontrolle).

15. Der Markt und der Einfluá von religiösen transzendentem Gedankengut wächst.

16. Initiativen für Gemeinschaftsbildungen und Zivilcourage sind unbefriedigend.

17. Überleben alter Modelle
( Paternalistische Auffassung von der Macht, Gleichgültigkeit gegenüber Gemeineigentum und Gemeininteressen)

18. Identitätsverlust

19. Neue Formen der Abhängigkeit (Konsumzwang, wirtschaftliche Abhängigkeiten, Armut)

20. Kriminalität, Maffia, Schwarzhandel: Kampf um den Markt und den
Profit.

21. Migration

22. Gesellschaftliche Mobilität (innere Migration)

23. Geringe Ansprüche (groáe Duldsamkeit)


Auf dem Wendepunkt


Es wird alles davon abhängen, ob es bei den stürmischen Veränderungen solche Kräfte gibt, die die Entwicklung in die positive Richtung lenken können. Dies kann eine Gefahr, eine wirksame Ideologie, eine schöpferische Minderheit, ja sogar eine karismatische Persönlichkeit sein. Die Gefahr der rasanten Entwicklung besteht darin, das die Gesellschaft den schnellen Veränderungen nicht folgen kann und selbst gute Lösungen als von auáen aufgezwungen empfindet. Die Gesellschaft hat die Chance für den Übergang zu einer besseren Zukunft, es besteht aber auch die Gefahr, daá einander widerstrebende Kräfte dies unmöglich machen, ja sogar das Land in einen selbstmörderischen Bürgerkrieg stürzen.

An diesem Punkt käme dem Ethos, der individuellen Moral eine groáe Rolle zu. Wenn es keine positive Orientierung der Individuen in der Gesellschaft gibt, ist keine Politik, Macht oder karismatische Persönlichkeit in der Lage, wirkliche Ergebnisse zu erzielen. Denken wir nur an die imposanten Ergebnisse des Kommunismus, die sich aber letztlich als unecht erwiesen haben.... Ohne ethisches Verhalten gibt es keine reelle Zukunft. Die Frage heiát, was für eine Ethik ist das, mit der sich alle Menschen identifizieren können. Früher konnte man wirkungsvoll eine konfessionelle (religiöse) Ethik für jeweils eine Gemeinschaft, Gesellschaft organisieren. Heute, wo alles bedeutende Handeln globale Beziehung hat, kann nur eine universelle, von allen akzeptierte Ethik eine befriedigende Grundlage bilden. Diese universelle breite Grundlage können die in ihren intitutionellen Strukturen erstarrten Religionen nicht bieten. Was kann nun diese Grundlage sein? Nur die autonomen, von allen Menschen akzeptablen Werte und moralischen Prinzipien: Das heiát, daá das Leben einen Wert hat und daá das menschliche Leben für uns besonders wichtig ist , daá Gewalt Leben vernichtet, daá zum Überleben ein besonder Zusammenhalt notwendig ist, dessen Grundprinzip heiát: Behandle deinen Nächsten, wie du es dir für dich wünschst. Diese Formulierung schlieát nicht den transzendenten Glauben aus. Es ist eine vielfache Erfahrung, daá eine wirklich effektive und selbstlose Zusammenarbeit nur auf der Grundlage eines transzendenten Glauben möglich ist. Wir sehen aber auch viele Beispiele, daá der Mensch unter Berufung auf transzendente Prinzipien sich von bestimmten ethischen Forderungen freispricht und mit den zuvor erwähnten Minimalforderungen in Konflikt gerät. Deshalb soll hier anstelle des transzendenten Glaubens die globale Ethik - Éthos - betont werden.

Demzufolge kann ein Zusammenhalt der positiven Kräfte, reale Kompromisse, wirksame Modelle, aber vor allem klar abgesteckte Ziele der Entfaltung der Gesellschaft dienen. Früher gab es verschiedene Ziele, die aber nicht über die Grenzen des Landes und der Interessen der herschenden Minderheit hinausgingen. Heute ist eine Denkweise in Regionen schon zu eng und jede Gemeinschaft muá ihre Ziele mit den globalen die ganze Menschheit berührenden Interessen in Einklang bringen, um langfristig Konflikte zu vermeiden. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daá das Leben global zu betrachten ist. Meine Armbanduhr wurde in amerikanischer Lizenz in Taiwan hergestellt und ich habe sie von einem afrikanischen Straáenverkäufer gekauft. Dieses Beispiel zeigt deutlich die weltüberspannenden Kanäle der Profitkonzentration. An der Uhr verdient der Afrikaner wahrscheinlich den geringsten Teil; den gröáten Teil des Gewinns bekommt die amerikanische Firma, die die Lizenz vergibt. Wenn wir noch hinzufügen, daá ein Teil des Nutzen des Afrikaners in unsere Steuerkassen flieát, ist, so glaube ich, das Bild komplett. Für die Hungersnot in Somalia können regionale Gründe ausschlaggebend sein, aber grundsätzlich sind auch wir an dieser funtionierenden Struktur beteiligt, die die Armen ärmer und die Reichen immer reicher macht.
Bisher konnten wir im Osten alles auf den allmächtigen kommunistischen Staatsapparat schieben. Nach der Wende ist dies nicht mehr möglich. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daá mit der Freiheit wir auch die Verantwortung übernehmen müssen, was in der Welt geschieht, z. B. auch in Somalia. Wer sich der moralischen Herausforderung zynisch entzieht, über den wird heute nicht nur wegen der einen oder anderen konfessionelen Moral sondern aufgrund der universellen menschlichen Normen das Urteil gesprochen.

Die postkommunistischen Gesellschaften stehen also vor einer schicksalshaften Entscheidung: Entweder sie schlieáen sich den Strukturen an, die die Armen der Welt aussaugen, und treten somit in das Lager derer ein, die die strukturelle Gewalt anwenden, oder ...
Dies könnte man leicht mit ...nein abschlieáen. Als Christ würde ich das auf alle Fälle tun. Es ist aber von den postkommunistischen Gesellschaften die Rede. Es ist von jenen Gesellschaften die Rede, wo der Kommunismus den gröáten Schaden nicht auf wirtschaftlichem Gebiet sondern auf moralischem Gebiet anrichtete - durch den Verfall der Denkweise für die Gemeinschaft und die Solidarität. Diese Gesellschaften stehen unter dem psychologischen Zwang, sich den entwickelten Industrieländern anschlieáen zu müssen. Sie sind zu arm und in ihrer Identität gestört, um alternative Möglichkeit zu sehen.
Wir möchten nur einen kurzen Blick auf die Kirchen werfen: Sie müáten genau wissen, was der Auftrag des Menschen auf Erden ist, was die universelle Solidarität von uns erwartet. Trotzdem erheben sie nicht das Wort , daá man nicht das vordergründige Heil im Konsum suchen solle.


Möglichkeiten für KAIROS

Was kann ein Mensch, der in einem solchen gesellschaftlichen Umfeld lebt, und der sich auf die universellen menschlichen Normen und auf die Unmoral in der Wirtschaft beruft, tun?
Wer auf dem Boden der Moral - des Éthos - steht, kann sich nicht vor den moralischen Herausforderungen im praktischen Leben davonstehlen.
Der Aufruf lautet so: Wir können es nicht dulden, wenn Menschen massenweise in eine menschenunwürdige Lage gebracht werden, vor Hunger sterben während andere sich bereichern. Was können wir tun?

a) Als erstes müssen wir entscheiden: Halten wir zu den Reichen und Mächtigen oder stellen wir uns an die Seite der Armen und Betrogenen? Ist unser Ziel das Erreichen und die Bewahrung unseres Wohlstandes oder helfen wir den Menschen bei der Schaffung eines Existenzminimums, denen es verweigert wird. Wenn für uns die Steigerung unseres Wohlstandes im Vordergrund steht, können wir nicht effektiv anderen helfen und erleiden eine Bewuátseinsspaltung.

b) Suchen wir Gleichgesinnte und bauen wir mit ihnen die Verbindungen aus. Örtliche Gruppen mit geringen materiellen Mitteln können scheinbar wenig tun. Sie erziehen ihre Mitmenschen. Sie können solche Lebensmodelle entwickeln, die eine Alternative zur Konsumgesellschaft darstellen. Wenn sie für die Gesellschaft ein Beispiel geben können, können sie damit einen Umdenkungsprozeá auslösen, der die Gesellschaft aus den Zwängen des Konsumdenkens befreit.

c) In den Gesellschaften gibt es solche Intitutionen, welche sich vor bestimmte Formen der Solidarität nicht verschlieáen. Die Demokratien - zumindestens seit Gründung der UNO - fordern die Einhaltung der universellen Menschenrechte und haben sie in ihren Verfassungen verankert. Dazu gehören mit ausgesprochenen humanitären Zielen: das Rote Kreuz, der Rote Halbmond, Amnesty International, Pax Christi, El Taller , HCA ... und Kairos.
Dessen örtliche Organisationen suchen Sie auf! (Wenn es sie noch nicht gibt, gründen Sie sie!) Das bezieht sich auch auf die kirchlichen caritativen Organisationen. Grundkriterium für die Kommunikation seien der persönliche Kontakt sowie die Persönlichkeiten.

d) Suchen Sie die Quellen, die für eine wirkliche Hilfe notwendig sind. Diese können verschieden sein:
- Materialien
- Dienstleistungen
- Information, Software
- Initiativen
- Schaffung neuer Verbindungen

Die Quellen können zu einem groáen Teil aus in der Gesellschaft nicht genutzten Reserven bestehen. Wegen des sich schnell ändernden Konsumbedarf entstehen oft nicht mehr absetzbare Warenbestände, Dienstleistungen und z.B. auch Software. Diese Überbestände stellen eine potentielle Hilfsquelle dar, wo mit relativ wenig Geld effektiv geholfen werden kann. Die Spender kommen auch gut dabei, wenn man an die Lagerung und Unterhaltung denkt.
Die Quellen können Geld (Spenden oder Kredit) eventuell Investitionen sein. In den westlichen Ländern ist viel Geld vorhanden, das im Rahmen bestimmter finanztechnischer Konstruktionen, für die Unterstützung der Armen bereitgestellt werden könnte. Dabei ensteht einerseits für die spendende Gesellschaft kein Schaden, für die unterstützungsbedürftigen andererseits ein direkter Nutzen.
In einer Studie wurde anhand eines komplizierten Computermodelles nachgewiesen, daá die armen Länder in die Weltwirtschaft integriert werden könnten, wobei der Hunger und die Armut dort überwunden werden könnte, wenn die reichen Länder 1% ihres Nationaleinkommens über mehrere Jahre zur Verfügung stellen würden. Damit könnte in den armen Ländern die Stagnation überwunden werden, was den reichen Ländern in Form von neuen Absatzmärkten auch zugute käme.

e) Die armen Länder haben einige bedeutende Bodenschätze, die sie aber nicht effektiv ausbeuten können ( örtlich ungeklärte Machtverhältnisse, Korruption, Mangel an Fachwissen, usw.) Die Mobilisierung dieser Reserven würde für diese Länder eine groáe Hilfe bedeuten. Dabei sollten aber geographischen und ethnischen Gegebenheiten sowie langfristige Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Kairos und ähnlichen Organisationen kommen dabei eine besondere Rolle zu.

f) Man sollte den Kontakt zu ähnlich funktionierenden Organisationen suchen und knüpfen. Viele Menschen haben die Ziellosigkeit der Konsumgesellschaft erkannt und suchen nach alternativen Modellen. Einige meinen, daá für die Erneuerung der Menschheit Afrika eine wichtige Quelle ist. Deshalb ist es von elementarer Bedeutung, die Ureinwohner und ihre Kulturen zu retten. Es gibt viele Organisationen, die in der dritten und vierten Welt auf den verschiedensten Gebieten wie Menschenrechte, Gesundheitswesen, Landwirtschaft, Ökologie, Bildung usw. tätig sind. Um effektiv arbeiten zu können, sollten sie miteinander kooperieren, besonders bei der Organisation und dem Informationsaustausch.


Kriterium für die Zusammenarbeit


KAIROS arbeitet mit jedem zusammen,
der
- keine Gewalt anwendet
- von der jeweiligen Staatsgewalt unabhängig bleibt
- solidarisch mit den Armen ist
- für seine Hilfe keine Gegenleistungen erwartet
- bereit ist Verbindungen in der dritten/vierten Welt aufzubauen
- mit anderen Organisationen zusammenarbeiten kann.

Da die meisten NGO diesen Bedingungen entsprechen, gibt es viele potentielle Partner. Gegenüber den konfessionellen caritativen Organisationen gibt es Vorbehalte, weil in vielen Fällen die missionarische Arbeit in den Vordergrund gesetzt wird.


Aufgaben der "Kairos KK-Europa"


Nachteil in den postkommunistischen Gesellschaften ist die Armut, Vorteil dagegen die Mobilität. Viele wollen schnell reich werden, andere dagegen erkennen, daá ihre Bedürfnisse nicht in erster Linie auf materiellem Gebiet liegt. In Polen, Tschechien, in der Slowakei und in Ungarn werden Vereine, Fonds, caritative und Schulungsorganisationen gegründet. Der Boden ist vorbereitet, aber die zu erwartende Ernte ist vorerst gering.

a) In jedem Land soll eine Organisation/ ein Zentrum von Kairos gegründet werden.

b) Es sollen Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen werden, wo die Gesellschaft über die Ziele von Kairos informiert werden kann.

c) Es sollen Veranstaltungen ( Foren, Disskussionsrunden, Konferenzen, Treffen, Fistivals, Demonstrationen usw.) im Namen und im Geiste von Kairos organisiert werden.

d) Treten wir in unserem Land für den Schutz der Einwanderer und Fremden ein. Suchen wir ihren Kontakt und beginnen wir den Dialog und beziehen wir sie in die Arbeit von Kairos ein.

e) Probieren wir die groáen Kirchen für die Ziele von Kairos zu gewinnen. Versuchen wir ihnen zu erklären, daá KAIROS die gleichen Ziele wie sie verfolgt.

f) Es sollen in unserem Land Informationen über die Armen, die Einwanderer und Flüchtlinge gesammelt werden. Versuchen wir die Flüchtlingsorganisationen und die örtlichen Honoratioren für unsere Ziele zu gewinnen.

h) Unterstützen wir die Einwanderer bei der Bildung eigener Interessenvertretungen und arbeiten wir mit ihnen zusammen.

i) Unterstützen wir den Aufbau von kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zu Ländern und Gemeinschaften der dritten und vierten Welt, die zum Vorteil beider Seiten gereichen.
Für Kairos sollte die Rolle darin bestehen, diese Beziehungen zustande zu bringen.


Die Ernte ist groá, der Arbeiter sind aber wenige,
und das Korn ist voll von Unkraut...

Freunde, packen wir zu!



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