| Dr. Jörg Flecker | ||
| Abstract: | Übertriebene Befürchtungen und enttäuschte Hoffnungen. Beschäftigungswirkungen neuer Technologien Zum Thema "Neue Technologien und Beschäftigung" werden - insbesondere unter dem Stichwort "Informationsgesellschaft"- gegensätzliche Einschätzungen vorgebracht: Betont die eine Seite zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten, Höherqualifizierung und eine Ausweitung der Spielräume in der Arbeit, so streicht die andere die Rationalisierungseffekte, prekären Beschäftigungsverhältnisse und Polarisierungen der Qualifikationsanforderungen hervor. Ein zentrales Problem der Diskussion über quantitative und qualitative Beschäftigungseffekte neuer Technologien bestand von Anfang an darin, daß von den technischen Potentialen auf die Folgen im Betrieb und auf dem Arbeitsmarkt geschlossen wurde. Damit ging eine Überschätzung sowohl der Chancen als auch der Gefahren einher. Andererseits blieben bedeutende Veränderungsprozesse unberücksichtigt. Zahlreiche Fehlschläge bei Prognosen haben zur Einsicht geführt, daß der Ausgangspunkt der Analyse nicht die Technologie und ihre Potentiale, sondern vielmehr die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen sein sollte. Empirische Untersuchungen widerlegten den ‚technologischen Determinismus' und zeigten vielmehr einen Verstärkungseffekt in der Form auf, daß neue Technologien die in ökonomischen Prozessen und sozialen Beziehungsmustern angelegten Trends verschärfen. Beispiele dafür sind organisatorische Strategien, wie outsourcing oder Flexibilisierung, ebenso wie das Geschlechterverhältnis, welches die hartnäckige Segregation am Arbeitsmarkt erklärt. Gegen Erwartungen hoher, positiver Beschäftigungseffekte durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien sprechen nicht nur erhebliche Rationalisierungseffekte in allen Branchen, sondern auch die von empirischen Analysen bestätigte Tendenz des ‚jobless growth': Gerade in neuartigen Beschäftigungsfeldern, wie Telekommunikation und Multimedia, wird auch bei starkem Nachfrage- und Produktionswachstum kaum zusätzliche Beschäftigung geschaffen. Nicht nur im Hinblick auf quantitative, sondern auch auf qualitative Beschäftigungseffekte ist daher auf die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit hinzuweisen, auf die sich Politik stärker beziehen müßte als auf die Unterstützung der technologischen Entwicklung allein. Grundlage dieses Beitrags ist die Erfassung des Forschungsstandes über Technologien für die Informationsgesellschaft in acht Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Rahmen des Projekts "Information Society, Work and the Generation of New Forms of Social Exclusion" im Auftrag der GD 12 der Europäischen Kommission. |
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| Biography: | 1959 in Graz geboren, Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien, post-graduate Ausbildung am Institut für Höhere Studien, Dissertation aus Soziologie zum Thema "Betriebliche Sozialbeziehungen und Technikeinsatz"; von 1986 bis 1990 wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien, 1991 Lehrbeauftragter und Gastforscher an der University of Central Lancashire in Großbritannien, seit 1991 wissenschaftlicher Leiter der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) und Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität Wien. Zahlreiche arbeits- und industriesoziologische Arbeiten, unter anderem Durchführung bzw. Leitung mehrerer teils international vergleichender Forschungsprojekte über Prozesse und Effekte betrieblichen Technikeinsatzes, Entwicklungen des Arbeitsmarktes sowie Aspekte staatlicher Technologiepolitik. Ein aktueller Arbeitsschwerpunkt ist das Projekt "Information society, work and new forms of social exclusion", eine empirische Untersuchung in acht Mitgliedsstaaten im Auftrag der Europäischen Kommission, GD 12. Zu den jüngsten Publikationen zählen: "Jenseits der Sachzwanglogik - Arbeitspolitik zwischen Anpassungsdruck und Gestaltungschancen", Berlin 1997; "The Sexual Division of Labour in Process Manufacturing: Economic Restructuring, Training and 'Women's Work'"; in: European Journal of Industrial Relations, Vol. 4 (1998), No. 1 (mit Pollert, A., Meil, P.); "Implementig the directive for VDU work - the EU-state of the art, in: Behaviour & Information Technology, 1998, Vol 17, No. 2 (mit Stary, Ch., Riesenecker-Caba, Th.); "The end of institutional stability. What future for the 'German model'? in: Economic and Industrial Democracy, 1999, Vol. 20, No. 1 (mit Schulten, Th.) |
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| Institution: | FORBA Forschungs- und Beratungszentrum Arbeitswelt | |
| panel 3 debate 1 |