Endre Kiss

Kritizistischer Positivismus und Nation
(Über Alfred Fouillée’s Soziologie der Nation)


Bis heute ist es wohl Alfred Fouillée’s 1898 erschienene monographische Arbeit über die Problematik der Nation und dadurch auch des modernen Nationalismus überhaupt, die den qualifizierenden Anforderungen der modernen Wissenschaftlichkeit, ja, des einwandfreien Szientismus im höchsten Ausmass entspricht.
Hier vermischen sich jedoch relevante Aspekte und Überlegungen mehrfach miteinander. Entscheidende holistische Aspekte der Vergangenheit und der Gegenwart kommen auf, die Perspektiven der beiden „Jahrhundertwenden” werden aktualisiert, die sich mit der expliziten Erforschung gesellschaftlicher Makrodimensionen befassenden Wissenschaften (vor allem selbstverständlich die Soziologie, aber nicht nur sie) werden herangezogen. Das Problemfeld „Nation”, die als eine der bestimmendsten Realitäten, aber auch Ideen des neunzehnten Jahrhunderts in vielem die Eigenschaften einer „gesellschaftlichen Grossgruppe” aufwies, während seine normalwissenschaftliche Einweisung ins Gebiet der Soziologie als zweifellos problematisches Unternehmen erscheinen dürfte. Die politische Brisanz (unter jedem Aspekt und in jeder historischen Periode) vermischt sich auf eine nicht mehr von dem politischen Perspektivismus zu trennende Weise mit durchaus relevanten, sogar auch subtilen wissenschaftslogischen Fragen. Der Diskurs über die Nation im wissenschaftlichen Zeitalter war von Anfang an von dieser Dualität bestimmt. Der Diskurs einer wissenschaftlichen Sprache vermischt sich unaufhörlich mit den verschiedensten politischen Sprachansätzen.1
Auf eine einmalige Weise wird die Bedeutung von Fouillée’s Versuch einer „Psychologie der französischen Nation” (die ja ohne grössere Schwierigkeiten zu einer „Psychologie der Nation” erweitert werden könnte) dadurch erhöht, dass Fouillée einer der ausgezeichnetsten französischen Sozialwissenschaftler ist, die eine wahre Pionierarbeit in der Ausarbeitung der Methodik und der Methodologie der Sozialwissenschaften geleistet haben. Diese Wissenschaftler, wie beispielsweise Durkheim, Guyot, Tarde, standen an der unter dem Aspekt der Wissenschaftslogik allergünstigsten Stelle der Wissenschaftsentwicklung2. Sie waren (in Frankreich) die führenden Repräsentanten der Sozialwissenschaften, denen es gegeben war, eine kürzlich vollzogene wahre wissenschaftliche Revolution als (von ihrem Zeitalter tatsächlich als solche anerkannte) wirkliche Pioniere, als Gründergestalten in ihren eigenen Wissenschaften einzuführen, bzw. zur Geltung zu bringen. Diese theoretische Diskussion, durch welche die neue (einheits)wissenschaftliche Vision des kritizistischen Positivismus von ihren philosophischen Ausgangspunkten in die einzelnen Wissenschaften hineingedrungen ist (und in vielen Fällen in diesem Zuge der Dynamik gleich neue Wissenschaften gründete), ist wohl die bedeutendste Methodendiskussion aller Zeiten gewesen.3
Dass Alfréd Fouillée diesen einmaligen wissenschaftlichen Augenblick für die methodische Begründung gerade einer vollkommen bewussten und den Erwartungen der progressivsten Wissenschaftlichkeit voll entsprechenden Rekonstruktion der „Nation” in Anspruch nahm, erhöht nur die Bedeutung seines Unternehmens.
Der Positivismus im Rahmen der oben geschilderten wissenschaftlichen Revolution wurde zunächst zum kritizistischen Positivismus (was so viel heisst, dass er in seine Prinzipien die des philosophischen Kritizismus aufgenommen hatte) und dann bei vielen Vertretern dieser Richtung ist aus diesem kritizistischen Positivismus ein perspektivistischer-kritizistischer Positivismus geworden (wofür gleich auch Alfred Fouillée einige schöne Beispiele liefert).4 Uns scheint, der oben schematisierte Weg der Wissenschaft in nuce die wesentlichsten Tendenzen auch der von Alfred Fouillée in Anspruch genommenen Wissenschaftslogik wiedergeben kann.5
Es ist gleich ein Moment des philosophisch-szientivischen Perspektivismus, der nicht nur Fouillée’s Auffassung der Gesellschaft im allgemeinen auszeichnet, sondern auch in seiner Konstitution des Gegenstandes „Nation” eine bestimmende - und im Gegensatz zu den üblichen Anschauungsweisen der Soziologie - spezifische Rolle spielt. Indem nämlich Fouillée die sogenannten „Ideenkräfte” („idée-force”) in den Mittelpunkt seiner „soziologischen” Anschauung stellt, findet er damit gleich ein heuristisches Element, welches einen spezifischen Zug der Nation als „Gruppe” gegenüber anderen (auch von der Soziologie eher als eigenen Gegenstand angesehenen) Gruppen darstellt. Während eine auf die übliche Weise „soziologisch” kategorisierte Gruppe als „neutraler” und nicht in ihren „Ideenkräften” anvisierter Gegenstand erscheint, dürfte eine Definition der Nation ohne dieses Element ab ovo nicht korrekt sein, da die Nation ein Gegenstand ist, der gleichzeitig für seine Konstitution und Reproduktion gerade „Ideenkräfte” mobilisiert. Ohne diesen inhärenten Perspektivismus der szientivischen Anschauungsweise wäre es also Fouillée überhaupt nicht möglich gewesen, seine Interpretation der Nation auf die Elemente der „idée-forces” zu bauen,d.h. diese sachlich-gegenständliche Entscheidung wäre es ihm aus methodologischen Gründen nicht zu verwirklichen gewesen. Dass jedoch eine Konstruktion der Nation auf einen Perspektivismus aufgebaut wird, welcher alle Einzelne mit einbegrifft, sichert dieser Konstruktion erhebliche Vorteile gegenüber anderen Konstruktionen. Denke man nur daran, dass mangels dieser Lösungsmöglichkeit notgedrungen eine einzige Perspektive diese Rekonstruktion beherrschen würde, was allein schon zu Verzerrungen der Rekonstruktion führen würde, deren politische und andere Wirkungen kaum im voraus exakt auszukalkulieren wären6.
An dieser Stelle wären zwei prinzipielle Bemerkungen zu machen. Erstens wäre die These über die „Ideenkräfte” bei weitem nicht mit jenen neueren, vor allem nach 1945 und - wie es kaum anders vorzustellen ist - auf den unvorstellbar starken und komplexen intellektuellen und theoretischen Druck des nationalsozialistischen Phänomens entstandenen Erklärungsmodellen identisch, die Nation als simple Kommunikationsgemeinschaft zu beschreiben und zu definieren. Es ist durchaus vorstellbar, dass in gewissen Kontexten die mobilisierenden Ideenkräfte und die nationalgemeinschaftlich praktizierte Kommunikation zusammenfallen, weder inhaltich, noch methodisch wäre aber diese Erklärung als Identität akzeptierbar. Zweitens erfolgt bei Fouillée ein explizit kritizistisch-positivistischer Erklärungsversuch, welcher auch auf eine legitime Weise soziologisch arbeiten will und es auch tatsächlich tut. Denn die „ethnischen Voraussetzungen” erscheinen als realkausale Erklerungen eben als Folgen, wenn nicht eben Konsequenzen der physischen Aktion des Milieus, wodurch die soziologische Kohärenz zwischen der Thematisierung der Nation und anderen Thematisierungen voll hergestellt ist. Zum intellektuellen und politischen Umfeld von Fouillée’s Interpretation der Nation gehört in diesem Zusammenhang auch noch die klare und prophetische Einsicht, dass die ethnische (oder in seiner Terminologie: „rassische” oder „darwinistische”, aber auch „zoologische”) Auffassung der Nation nicht nur eine Anomie sondern auch einen Rückfall für die europäische Zivilisation und Geschichte bedeutet. Diese Einsicht führt freilich in zahlreichen relevanten weiteren analytischen Richtungen weiter, an dieser Stelle sei jedoch vor allem ihre umwertend-kritische Dimension hervorgehoben, da es weitgehend als allgemein geteilte Auffassung gilt, dass Nation von Anfang an, stets und problemlos ethnische Dimensionen artikuliert7.
Ebenfalls kurz sei an dieser Stelle auch noch an die allgemein bekannte Tatsache hingewiesen, dass im Interesse dieser frühen, kaum noch paradigmatisch zu nennenden Soziologie die Problematik des sozialen Handelns stand, was sich auch in dieser Thematisierung der Nation klar sichtbar wird. Die Nation gilt unter diesem Aspekt deshalb so schwer zu definieren, weil sie die im eigentlichen Sinne des Wortes keine Institution und deshalb ein nur virtuelles Subjekt ist (dessen „Handeln” ja im Mittelpunkt der zeitgenössischen Soziologie stehen sollte). Es heisst auch so viel, dass die Merkmale eines statischen, strukturierten Bezugsrahmens die Nation nie - wie eben der Staat oder andere wirkliche Institutionen - konstitutieren könnten. Dass diese heuristische Fixierung der Nation auf zwar virtuell hypostasierte, nichtsdestoweniger aber politisch machterfüllte und statische Subjekte nicht nur einen gefährlichen, sondern auch zum Totalitären neigenden Charakter dem nationalen Diskurs verlieh, versteht sich von selber. Dass aber Fouillée ein ganzes Arsenal von Argumenten ausarbeitet, das gegen eine solche Heuristik in jeder Dimension gerichtet ist, gilt als eine Tatsache, die für unser Interesse von ausgezeichnetem Wert sein sollte8.
Die Nation, als Nation, obwohl sie es nicht ist, versteht sich des öfteren aber genau als eine latente, virtuelle Institution, die gelegentlich aktuell realisiert wird. Das Problem der virtuellen Institutionalisierung der Nation ist aber eines, in welches sich die ganze wissenschaftstheoretische Schwierigkeit dieses Themas wie fokusartig konzentriert. Ein grosser Teil der Schwierigkeiten rührt daher, dass alle Typen des Nationalismus und „nation-building” durch ihre pure Bewegung tatsächlich fehlende Institutionen ersetzen wollen, bzw. diese durch ihre dynamische Existenzform solche Institutionen effektiv vorbereiten9. Dazu gehört es auch, dass alle diese Typen sich in zahlreichen konkreten Situationen befunden haben, welche auch ihre Einstellung zur latenten oder wirklichen Institutionenbildung möglicherweise auch abwechselnd bestimmt haben. Ein anderer Teil der Schwierigkeiten rührt von dem Schwierigkeitsgrad dieser Wahrnehmung für das Alltagsbewusstsein. Wir sehen darin zunächst ein prinzipiell-wissenssoziologisches Problem der sozialen Wahrnehmung. Demnach ist es für das Alltagsbewusstsein eine an der Unmöglichkeit grenzende Schwierigkeit, die in einzelnen konkreten Situationen je anders sich artikulierende latente Institutionenbildung nicht auf (illegitime und irreführende) statische, sondern auf (legitime und rationale) dynamisch-funktionale Weise wahrzunehmen. Auf dieser ersten Ebene ist also die nach dem Muster eines „Staates”, einer vormodernen „Gemeinschaft” oder (man staune nicht) nach dem Muster einer grossen „Massenpartei” vorgestellte „Nation” alles andere als verwunderlich. Es versteht sich von selber, dass auf einer schon etwas höheren Ebene diese Wahrnehmung sowohl mit den Anforderungen der kritizistischen Wissenschaftlichkeit wie auch der republikanischen Demokratie und eines demokratischen internationalen Lebens konfrontiert werden muss10.
Aus diesem Grunde trifft Ernest Renans Beschreibung der Nation ins Schwarze. Denn das tägliche Plebiszit ist gerade jener Akt, durch welchen diese latente oder virtuelle Organisation tatsächlich realisiert wird und sie existiert nur, wenn sie realisiert wird. Sei aber an dieser Stelle auch noch so viel fixiert, dass hier auch die genuinen Schwierigkeiten des soziologischen Ansatzes über die Nation sichtbar werden können. Vergessen wir aber nicht, dass Renan diese dynamisch-funktionale Definition in einem Land geben konnte, welches im Vergleich zu den anderen Regionen Europas in jeder politischen und sozialen Hinsicht weitgehend das fortgeschrittenste war. Es wäre lehrreich, die Plausibilität dieser an sich einwandfreien und mustergültigen Definition in einem verspäteten Land nachprüfen, in welchem der „nation building” etwa seit den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts abspielen musste.11
Die von vielen Akteuren auf legitime, aber auch auf illegitime Weise als unsichtbare oder virtuelle Institution aufgefasste Nation ist letztlich doch keine, welche einen soziologischen „Normalgegenstand” konstituieren könnte. Es eröffnen sich aber auch andere „soziologische” Möglichkeiten, die einerseits sich makellos unter die Normalgegenständlichkeit der Soziologie einordnen, andererseits aber die Nation als Nation und als Gegenstand gleichzeitig reduktiv auflösen. Während die Nation als latente Institution soziologisch nicht beschrieben werden kann, lässt sich die soziologische Gliederung einer Nation beschreiben, in deren Ordnung die einzelnen soziologischen Gruppen ihre eigenen Visionen über die Nation haben. Im ersten Fall lässt sich also eine im spezifischen Sinne virtuelle Realität nicht beschreiben, während im zweiten Fall eine Realität so beschrieben werden kann, dass sich indessen der Gegenstand als Gegenstand aufgelöst wird.
Gerade diese Einsicht in die Aktualisierung, bzw. Aktualisierbarkeit der Nation als virtueller Institution macht auch Alfred Fouillée’s Bestrebungen so exzeptionell. Als virtuelle Institution erweist sich die Nation aber als eine, an der alle Einzelne sich beteiligen. Mit einer etwas modernisierten Terminologie ausgedrückt, entfaltet Alfred Fouillée eine funktionale, pragmatische und interaktionistische Anschauung. Im Sinne der virtuellen Institution wird Nation als ein Komplex dargestellt, für welches eine allgemeine Weise des Gefühls, der Wahrnehmung, des Denkens und des Wollens charakteristisch ist. Diese funktional- interaktionistisch-pragmatische Auffassung bedeutet für Fouillée die Verwirklichung eines Programms der höchst erreichten Stufe kritizistischer Wissenschaftlichkeit. Unter einem anderen Aspekt ist sie die intransigente Beseitigung jeder romantischen oder romantisch-organizistischen Auffassung über die Nation. Und man darf keineswegs denken, dass letztere Auffassung etwa jederzeit mit Notwendigkeit ohne wissenschaftlich-szientivische Unterstützung da stehen muss, denn gerade das hier thematisch gemachte „Wollen”, die „Gefühle” oder andere Evidenzvorstellungen den manchmal sehr unromantisch-sachlichen Hintergrund für organizistische Konzepte abgaben.
Die gegenseitigen Aktionen der Individuen produzieren ein gemeinsames, ein „kollektives” Bild, welches dann für die Einzelnen gemeinsam charakteristisch ist. Eine merkwürdige historisch motivierte und ebenfalls historisch verursachte Verschiebung lässt sich jedoch in diesen wahren Grundzügen von Fouillée’s Definition wahrnehmen. Die sich stets ändernde historische Perspektive, worin für Fouillée die gemeinsamen Akte letztlich problemlos als subjektiv erlebbar gedacht worden sind, kommen für die heutige Analyse eher als objektiv, oder exakter, als objektiviert vor.
Ungeachtet dieser historischen Verschiebung umfasst Fouillée’s pragmatische und funktionale Definition alle relevanten Facetten dieser Einstellung. So erscheint die Nation als eine soziologisch determinierte Gruppe, ohne dass sich diese Soziologie illegitimerweise mit der Soziologie anderer Gruppen mischen würde. Der Nationalcharakter erscheint als eine besondere Kombination von psychischen Kräften, die sich gegeneinander fortwährend austauschen, welcher Austausch dann auf das Innere der Individuen auswirkt. In diesem gegenseitigen Austausch multiplizieren und homogenisieren sich die Eindrücke und diese gleichzeitige und aufeinander abgestimmte Homogenisierung macht die einzelnen Individuen in derselben Nation einander ähnlich. Es ist jetzt der erste Ort in dieser Arbeit, an dem wir den qualitativ wohl wichtigsten Unterschied zwischen Fouillée’s „pragmatisch-funktionaler” Definition der Nation und den erst nach 1945 sich artikulierenden „pragmatisch-funktionalen” Definitionen beim Namen nennen können. Die nach 1945 entstandenen Definitionen wenden ein kommunikativ-pragmatisches Modell von soziologischer Provenienz auf die Gesellschaft auch als auf die Nation „von oben” an, womit sowohl der tautologische Wahrheitswert wie auch letztlich die inadäquate Anwendung und der Verlust der spezifischen Züge der Nation als gesichert gelten kann. Fouillée tut bei jeder scheinbaren Aehnlichkeit etwas vollkommen anderes. Er baut das kommunikativ-pragmatische Modell der Nation von unten auf und verliert dabei die spezifischen Züge einer Nation für keinen Augenblick aus den Augen. Diese Richtung des Aufbaus „von unten” garantiert es auch, dass Fouillée’s Verfahren für keinen Augenblick zu einem theoretischen Vorgehen im problematischen Sinne wird, d.h. jedes Element dieses Ansatzes letztlich ein klar nachvollziehbares, problemlos verifizierbares Moment ausmachen kann12. Selten wird sowieso auf dieses Moment hingewiesen. Denn die vorhin angesprochenen, einander diametral gegenüberstehenden beiden unterschiedlichen Ausgangspunkte enthalten die Gefahr einer unbegründeten theoretischen Verallgemeinerung, einer unsichtbar ihre Wirkung ausübenden Metaphysik oder eines metaphysischen Residuums ebenfalls in weitaus unterschiedlichem Ausmass. Es kann darüber kein Zweifel bestehen, dass das Verfahren „von unten” in dieser Hinsicht die viel vorteilhaftere Position besitzt13.
Jede gemeinsame Determination, die eine Nation ausmacht, wirkt „momentenhaft”, jede kann realisiert werden und dann funktioniert sie tatsächlich (und funktioniert mit ihnen auch die Nation), keine Determination, bzw. keine Gruppe der Determinationen existiert jedoch kontinuierlich und wird auf diese Weise statisch-metaphysisch. Der Zusammenhang, der hier vorherrscht, ist ein besonders schwieriger. Der Gegenstand, um welchen es hier geht, ist die Nation, ein Gegenstand, der schon zur Zeit der Abfassung des Werkes von Fouillée eher ein tradionelles und keineswegs ein allzu modernes Objekt war. Der von Fouillée (meisterhaft und den fortgeschrittensten methodischen Idealen voll entsprechend) gehandhabtes Verfahren konstitutiert diesen scheinbar so problemlosen und selbstverständlichen Gegenstand auf eine methodisch so komplizierte Weise, was eine deutliche Spannung zwischen der scheinbaren Problemlosigkeit des Gegenstandes und der (für das Alltagsbewusstsein nur selektiv verständlichen) avancierten Methode markiert14. Dies kann - unter anderen hier ansprechbaren und nicht weniger erklärungsbedürftigen Phänomenen - erklären, warum hinter den beiden entgegengesetzten Positionen über die Nation (wie auch über die Modernisierung generell) nicht nur zwei politische oder kulturelle, sondern auch zwei erkenntnistheoretische oder kognitive Positionen stehen können.
Die Konstitution der Nation erfolgt durch das Aufweisen von einer allgemeinen Weise des Gefühls, der Wahrnehmung, des Denkens und des Wollens, von Elementen, die sich in den gegenseitigen Aktionen und Interaktionen realisieren aber auch nur in ihnen entwickeln kann. Die gemeinsame Praxis, die miteinander ausgeführten Interaktionen produzieren „kollektive Bilder”, die auch die Geschichte der Nation mit einbeziehen. Wir können jedoch sicher sein, dass sich auch diese historischen Dimensionen sich in gegenwärtigen Interaktionen verkehren.15
Die Hinwendung zur Geschichte zeigt uns die wesentlichste wissenschaftstheoretische und methodologische Eigenschaft Fouillée’s viel klarer als es die präsentistisch gegenwartsorientierte Momente allein illustrieren könnten. Diese Eigenschaft verdankt Fouillée seiner eigenen Schule, dem kritizistischen Positivismus oder dem positivistischen Kritizismus. Sie kann sich auch an die wohl problematischsten Gegenstände heranwagen, weil sie vor jeglicher Gefahr einer Implementierung der metaphysischen Gefahr gefeit ist. Fouillée kann - und damit kommen wir zu unserem ursprünglichen Ausgangspunkt zurück - mit dem ruhigsten wissenschaftlichen Gewissen über historische Bilder sprechen, die der Nation gemeinsam sind, weil er durch eine ganze Reihe von methodischen Vorkehrungen vor jeglicher Metaphysik geschützt ist.
Uns scheint es doch, dass die soziologische Interpretation der Problematik und der Gegenständlichkeit der Nation von unveränderter Anziehungskraft für eine nicht den trivialen Einstellungen verpflichteten sozialwissenschaftliche Methodik oder theoretische Gesellschaftsanalyse sein muss.
Alfred Fouillée’s „soziologischer” Ansatz beschreibt eine Nation auf pragmatisch-funktionale Weise. Dass es ein einwandfrei soziologischer Ausgangspunkt versteht sich von selber. Gleichzeitig aber erscheint die damals stark werdende Soziologie auch im Kontext anderer Fragestellungen auf diesem Plan. Es ist eher ein zufälliger Zusammenfall, dass wir in dieser Arbeit und an dieser Stelle eben Max Weber wählen, nach dem die eigentlich „soziologische” Fragestellung der Nation gerade diejenige ist, die „soziologische” Problematik jener Schichten zu untersuchen, die die Nation tragen, bzw. ausmachen. Dieser Ansatz wird gleich sinnvoll, wenn man an den unbezweifelbaren Tatbestand denkt, dass jede Konzeption über die Nation, jeder „Nationalismus” also, die Vision oder der Nationalismus einer bestimmten und soziologisch zu kategorisierenden Klasse, bzw. Gruppe ist.
Bevor wir auf eine nähere Beschreibung der beiden Grundeinstellungen eingehen würden, muss klar gemacht werden, dass dadurch die soziologische Annäherung der Nation selbst von Anfang an zweigeteilt wird. Die diesem Tatbestand entstammende Konsequenz und These ist, dass man zumindest hypothetisch annehmen muss: Die Erfolglosigkeit der Soziologie auf dem Gebiet der Nation (ausser relevanten anderen Komponenten) folgt aus der Tatsache, dass (zumindest) zwei schätzungsweise ähnlich grosse soziologische Konzepte einander im Kern der Disziplin gegenüberstanden. Somit kann man mit gutem Recht annehmen, dass der soziologische Ansatz über die Nation (neben anderen Faktoren) zum Opfer eines so gearteten, sich in zahlreichen konkreten Erscheinungsformen manifestierenden Begriffskonfliktes geworden ist. Auf der einen Seite steht die moderne Nation als Ganzes als ein mögliches Objekt der Soziologie. Verschiedene Variationen dieser strukturellen Position sind die pragmatisch-funktionalistische Interpretation Alfred Fouillée’s oder eben die auch mit Fouillée in Verbindung zu bringende Auffassung über die Nation als eine virtuelle Institution, in welchem Zusammenhang auch der real existierende und gegebenenfalls sogar erfolgreiche Nationalstaat oder andernfalls der erst für die Zukunft projizierte und erst noch auszubauende Nationalstaat nur unvollkommene Realisierungen der wahren und klassischen virtuellen Institution „Nation” sind. Es ist höchst interessant, dass die hier gemeinte virtuelle Institution auch noch in Konzeptionen erscheinen kann, in denen die Problematik der Nation und des Nationalstaates mit übernationalen Integrationen konfrontiert wird, dabei kann auch die Nation als virtuelle Institution mit dem gleichen Recht teilnehmen16. Auf der anderen Seite steht der soziologisch einwandfrei legitime Ansatz: Die Soziologie der Nation ist die Auffassung der einzelnen wohl definierbaren soziologischen Klassen, bzw. Gruppen über die Nation, wie es aus Max Webers vorhin zitierter klarer Beschreibung hervorkommen dürfte. Weder die soziologische, noch die allgemein-szientivische, aber auch die pragmatisch-politische Dimension dieser Auffassung darf unterschätzt werden, denke man zum Beispiel nur daran, dass so partikuläre Auffassungen überhaupt nicht nur von akademisch-wissenssoziologischem Interesse sind, bei jeder Wendung der Politik kann so eine Auffassung in die Lage kommen, als allgemein-generelle Auffassung der ganzen Gesellschaft aufgetischt zu werden17.
Dieser wohl artikulierte Begriffskonflikt zwischen einer Soziologie der Nation als ganzheitlich interpretierbare, holistisch zu verstehende „virtuelle Institution” und einer Soziologie der Nation als Rekonstruktion des jeweiligen Nationalismus der einzelnen soziologisch adäquat beschreibbaren sozialen Gruppen zeigt aber auch eine weitere Schwierigkeit jeglicher vorstellbaren begrifflichen Deskription dieser Sphäre. Dieser Begriffskonflikt entsteht nämlich überhaupt nicht durch die verschiedenen heuristischen Ansätze der einzelnen Wissenschaftler. Dieser Begriffskonflikt (neben vielfachen anderen, hier nur teilweise oder überhaupt nicht berührten Begriffskonflikten, an denen die theoretische Rekonstruktion der Problematik der Nation ja so reich ist) entsteht in den allermeisten Fällen durch die komplexe und von den einzelnen leitenden Perspektiven diversifizierte Beschaffenheit des Gegenstandes (der Nation) selber. Es ist klar, dass Fouillée’s pragmatisch-funktionale Beschreibung die französische Entwicklung zum Ausgangspunkt nimmt, wie sehr es bei ihm auch nicht intendiert und wie vielfach er sich mit dieser Situation auch auseinandersetzt. Wie eindeutig es ist, lässt sich durch die Gegenprobe leicht nachweisen. Selbst zur Zeit Fouillée’s ist es die französische Nation (Nationalstaat, Nationalismus) die einzige, auf welche die pragmatisch-funktionale Beschreibung voll zutrifft. Es lässt sich aber ebenso leicht nachweisen, dass Max Webers Ansatz (welcher auch für viele andere steht), einen umfassenden und amorphen Nationalismus auf seine soziologisch klar identifizierbaren Träger hin zu untersuchen, einen Fortschritt im Kontext des nicht einmal noch soziologisch ausreichend beschriebenen und pragmatisch-funktional wegen einfacher politischer Zwänge und Beschränkungen nicht zu beschreibenden deutschen Nationalismus ist18.
Mit anderen Worten: Alfred Fouillée’s Arbeit manifestiert einen der wesentlichsten Begriffskonflikte, die mit Sicherheit verantwortlich dafür gemacht werden könnten, warum es der Soziologie (und den modernen Sozialwissenschaften generell) nur so selektiv gelungen ist, die Problematik der modernen Nation und des (ohne Wertdimensionen verstandenen) neuen Nationalismus verstanden zu haben19. Gleichzeitig müssen wir nochmals unterstreichen, dass zu diesen Begriffskonflikten auch die einmalige gegenständliche Situation wohl beigetragen hatte, dass die auf die Beschreibung wartende Basis der einzelnen Grundsituationen in Europa in dem Ausmass unterschiedlich war, in dem die unterschiedlichen gegenständlichen Bestimmungen (Existenz oder Nichtexistenz der eigenen Staatlichkeit, Existenz oder Nichtexistenz nationalsprachlicher Kommunikation, gegliederter oder amorpher Charakter der tragenden Schichten der national Interessierten, pro- oder antinational eingestellte Machtelite, etc.) es unmöglich machen konnten, einheitliche soziologische (generell: sozialwissenschaftliche) Beschreibungen für diesen Problemkreis in Anspruch zu nehmen. Weil aber der überwiegende Grossteil der wissenschaftlichen Diskussion auf das Nacheinander der stets wechselnden heuristischen Ansätze auf eine als stets gleichbleibend gedachte Gegenständlichkeit fixiert ist, erscheint auch die von der Diversizität der gegenständlichen Sphäre verursachte Veränderlichkeit als eine der einander folgenden neuen wissenschaftlichen Einstellungen20.
Zu den Qualitäten der wissenschaftstheoretischen Integrationsfähigkeit erwähnten wir bereits Fouillée’s intensiven Austausch mit den allerneuesten Ergebnissen von Durkheim, Guyeau oder Tarde. Dazu muss auch noch die Tatsache hinzugefügt werden, dass Fouillée auch den gesamten Komplex des Darwinismus und des Sozialdarwinismus vor allem in der Gestalt der auesserst intensiven zeitgenössischen Diskussionen über Nation grosszügig in seine Synthese integrativ aufnehmen kann. Er lehnt in der Regel all die oberflächlichen Analogiebildungen, die aus der sozialdarwinistischen Diskussion in die sozialwissenschaftliche Diskussion über die Nation wie automatisch hineinkommen, während er gleichzeitig dieses Hineindringen als vollendete Tatsache des öfteren zur Kenntnis nehmen muss. Das Niveau von Fouillée’s Kritik wird aber auch angesichts des sozialen „Erfolges” sozialdarwinistischer Ideen dadurch erhöht, dass er auch noch auf anderen Gebieten die Eigenständigkeit der sozialen Interaktionen gegenüber direkt naturalistischen und physischen Motivationen generell hervorhebt, was wir selbst im Gewebe des Interaktionismus als antinaturalistischen Zug hätten thematisieren können. Selbst aber diese antinaturalistische Dimension wird in Fouillée’s Händen nicht ideologisch: Er mobilisiert hier nicht selten beste interaktionistisch-funktionalistisch-pragmatische Argumente21.
Diese interaktionistisch-funktionalistisch-pragmatische Rekonstruktion der Nation öffnet aber nicht nur gegenüber dem romantischen Organizismus, dem Sozialdarwinismus, Ludwig Gumplowicz, sondern auch gegenüber den zeitgenössischen Variationen des Marxismus eine Front. Dies kann schon wegen prinzipiellen Gründen nicht anders, denn es rührt direkt von der sachlichen Tiefe des betreffenden Ansatzes. Es ist selbst in diesem Zusammenhang ein Paradoxon, dass Fouillée’s Kritik an einer der gängigen Formen der marxistischen Sozialphilosophie gerade wegen der „gesamtgesellschaftlichen” Komponente der Nation, „feineren Solidarität”, d.h. der Identität formuliert wird. Der kritizistisch-positivistische Ansatz überholt also eine Form des damaligen Marxismus gerade in der Betonung der (interaktionistischen, etc.) Einheit und nicht in der marxistisch-soziologischen Zweiteilung der Nation. Es versteht sich von selber, dass diese methodologisch begründete Konfrontation weit über die Thematik der Nation hinausgeht. Allein aus dem letzten Beispiel lässt sich der wissenschaftslogisch und insbesondere sozialwissenschaftlich anziehendste Zug Alfred Fouillée’s klar herauslesen. Und es ist sein Kampf gegen „unzureichende” Wahrheiten und Methoden, seine Einstellung gegen jeglichen Reduktionismus, mit anderen Worten gegen jegliche reduktive Theoriebildung, die ihre eigene perspektivistische Wahrheit zwar ohne weiteres aufweisen kann, allein aber nicht fähig ist, die von ihr gedeckte gegenständliche Sphäre theoretisch auch zu integrieren. Dieser antireduktionistische Zug (der ja auch gegen Ludwig Gumplowicz ebenso wie gegen die Auffassung artikuliert wird, wonach etwa die „Volksdichtung” geeignet wäre, den Volkscharakter demonstrativ aufzuweisen, darüber ganz zu schweigen, dass er als kritizistischer Positivist den früheren positivistischen Evolutionismus ebenfalls als Reduktion auffasst und ihn wegen dieser Eigenschaft mit dem historischen Materialismus der II. Internationale durchaus mit Recht vergleicht) ist sonach die vollkommen legitime andere Seite der weit entwickelten interaktionistisch-funktionalistisch-pragmatistischen analytischen Methodik, bzw. Theoriebildung, die ihrerseits klassische Manifestationen des perspektivistischen und kritizistischen Positivismus sind.
Dieser antireduktionistische Zug weist direkt auf Fouillée’s Hang hin, auf Grund seiner positivistisch-kritizistischen Methodologie eine einheitswissenschaftliche Konzeption aufzubauen. Der Antireduktionismus verhindert scheinbar die Wahrnehmung dieser einheitswissenschaftlichen Velleität, indem er stets auf die je aktuelle Einseitigkeit hinweist und sie mit aktuell neuen Momenten ergänzt. Schaut man es aber von einer etwas höheren Warte aus, so kann es klar werden, dass die Gesamtheit der Kritik vieler kontingenter Einseitigkeiten am Ende die Umrisse einer einheitswissenschaftlichen Konzeption aufscheinen lässt.
Eine gleichwertige Symmetrie zu dieser Höchstleistung wissenschaftlicher Erkenntnis ergibt Fouillée’s klare und prophetisch zu nennende Einsicht in die Prozesse der europäischen Geschichte in seiner Zeit, welche ohne jegliche Übertreibung als zivilisatorischer Höhepunkt interpretiert werden kann. Er schaut das Phänomen eines „historischen Fatalismus” aufkommen, welches durch die Fokusierung sozialer, gesellschaftlicher, inter-gesellschaftlicher oder anderer politisch definierbaren Konflikte jeglicher Provenienz auf Ethnizität und Rasse (race) für ganz Europa eine tatkräftige Bedrohung darstellt. Wissenschaft (sei es in ihrer höchsten Form) und Politik (sei es in ihrer niedrigsten Gestalt) fallen hier wieder vielfach zusammen. Fouillée prophezeit, dass diese neue Einstellung die Menschheit auf ein tierisches (wissenschaftlich ausgedrückt: „zoologisches”) Niveau zurückwirft. Er stellt somit auch fest, dass (rassischer) Ethnozentrismus nicht einmal in der Geschichte des Nationalismus ein primäres Phänomen war, sowie diagnostiziert, dass die („deutsche”) Auffassung von den Rassen die logische Konsequenz von Höher- und Minderwertigkeit in sich entschliesst.

ANMERKUNGEN

1. Diese beispiellose Vermischung von Wissenschaft und Politik lässt sich vielleicht durch das folgende Beispiel am klarsten herausstellen. Während es ein an der Unmöglichkeit grenzende Unternehmen wäre, auf eine interaktionistisch-funktionalistisch-pragmatische Rekonstruktion der Nation eine agressive Politik aufzubauen, so ist es im Falle einer romantizistischen oder sozialdarwinistischen Rekonstruktion ein an der Unmöglichkeit grenzendes Unternehmen, auf so eine Rekonstruktion keine agressive Politik aufzubauen.
2. Alfred Fouillée’s reichliche Hinweise auf Durkheim, Guyot und Tarde (neben anderen, versteht sich von selber) sind alles andere als die wissenschaftliche Praxis einer wohl organisierten Schule, wie wir sie aus der Geschichte der Wissenschaft lernen konnten (eine Schule hält gegen die anderen zusammen). Hier geht um ein System des gemeinsamen Denkens, wodurch eine gemeinsame Methodik sowohl „horizontal” (auf einzelne diverse Gegenstandsbereiche) wie auch „vertikal” (in der Vertiefung der Methodik und der theoretischen Einsichten) seinen Aktionsradius extrem ausdehnen kann. So zieht Fouillée beispielsweise die Tardesche Bestimmung der intellektuellen Geschichte und seiner Zweiteilung zwischen Individuum und Masse heran. Es fällt auf, dass er Tard’s grosse Theorie über soziale Imitation überhaupt nicht heranzieht, während er gleichzeitig (auch etwas überraschend) Tarde (in Gesellschaft von Guyot) in der Problematik Hypnose/Suggestion befragt.
3. Die Bezeichnung „bedeutendste Methodendiskussion aller Zeiten” halten wir für keine Übertreibung. S. dazu vom Verf. Zur Rekonstruktion der präsentistischen Rationalität Mittel-Europas Cuxhaven–Dartford.
1999. Dazu gehört, dass Fouillée auch selber (und durch sein hier zu besprechendes Werk) grosse eigene Verdienste in der Entfaltung der Problematik der neuzeitlichen Rationalität(en) aufweisen kann. Viele seiner interaktionistisch-funktionalistisch-pragmatischen Bestimmungen befriedigen nämlich jene Grundbestimmung der Rationalität, dass in ihnen das „theoretische” und das „praktische” Moment sich nicht voneinander trennen lassen (s. beispielsweise die „idée-forces”).
4. Ein charakteristisches Beispiel dafür bei Fouillée ist seine Definition der Nation („Kombination der Kräfte”). - Zeitweilige, zu keinen selbständigen Subjekten zu machende „Harmonisierungen” mögen zu umfassenden Begriffshypostasierungen führen, wenn die interaktionistischen Bewegungen provisorisch gerade eine funktional-pragmatisch motivierte Einheit ausmachen...- Zutiefst konstituierend wird ferner die perspektivistische Anschauungsweise für Fouillée auch darin, dass er die die Nation ausmachenden Aktivitäten inhaltlich durch die „idée-forces” identifiziert, deren perspektivischer Charakter eine Selbstverständlichkeit ist. Eine weitere gegenständliche Konkretisierung der zutiefst perspektivistischen Anschauungsweise ist, dass er auch die „Interessen” und die „Pflichten” nennt, die die Franzosen „soziologisch” mit Frankreich verbinden. Dieses Theorem ist nicht nur perspektivistisch, sondern auch sozialontologisch, was insgesamt die interaktionistisch-funktionalistisch-pragmatische Auffassung noch weiter konkretisiert.
5. Ein treffendes Beispiel für die klassische Vertretung der fundamentalen Positionen des kritizistischen Positivismus bei Fouillée ist die Einstellung, wonach er die Definition der Nation für unmöglich erklärt, während er dieselbe als etwas „Existierendes” betrachtet, an dem die einzelnen Bürger „sich beteiligen”.
6. Es ist schon auf einer abstrakten Ebene einsehbar, dass die Anwendung einer auf einer einzigen Perspektive aufgebauten Methodik in einer Rekonstruktion, die nur multiperspektivistisch zu erschliessen wäre, eine nicht tolerierbare Reduktion des Verfahrens darstellt, welche Reduktion in Fouillée’s Augen das Grundübel der methodischen Sozialwissenschaften (und etwas allgemeiner der kritizistischen Theoriebildung) überhaupt ist. Dass die Monoperspektivität in ihren weiteren Auswirkungen auch schon „ausserhalb” der Wissenschaft sehr problematische Konsequenzen zeitigen kann, versteht sich von selber. Die innerhalb der Wissenschaft unterdrückten Perspektiven werden aus der ganzen Rekonstruktion ausgeschlossen und dessen Folgen bleiben an der Grenze des wissenschaftlichen Diskurses nicht stehen.
7. Dies gilt für uns als eines der frappantesten Beispiele der Effektivität kritizistisch-perspektivischer Wissenschaftlichkeit. Hier wird nämlich so ein Schein entlarvt, der für viele den Status der Wahrheit besass.
8. Das leitende Argument, das bei jeder Thematisierung der Nation unverändert zurückkomt, ist das folgende: Alle Begriffe, aber auch alle und sei es nur provisorisch zu hypostasierende feste Begrifflichkeit sind (ist) im Kontext der Bestimmung der Nation nur auf interaktionistischer (funktionalistischer, pragmatischer, etc.) Basis möglich. S. dazu seine Auseinandersetzung mit Gustave Le Bons Auffassung der Masse, die er auch in seiner Interpretation der Nation anwenden will (hier erscheint die Nation etwas als massenpsychologisch (und nicht interaktionistisch) „dauerhafte” (durable) Gemeinschaft. Die ganz grosszügige andere Seite dieser Bemühungen ist, wie Fouillée den holistischen, bzw. ganzheitlichen Charakter der Nation ohne Ende gegen die Überschätzung der Bedeutung ihrer einzelnen Komponenten, meistens der einzelnen Individuen betont. Es gelingt ihm, eine im positiven Sinne permanente Existenz nachzuweisen, ohne dass sie in die Nähe der metaphysischen Setzung kommen würde. Diese ganze Einstellung ist selbstverständlich eine Kampfansage gegen jeglichen organizistischen Entwurf. Wieder von einer anderen Richtung der Verallgemeinerung lässt sich feststellen, dass Fouillée’s permanenter Kampf gegen metaphysische oder metaphysikverdächtige begriffliche Hypostasierungen auch deshalb so ergebnisvoll ist, weil er die hinter ihnen stehenden Fragestellungen, Probleme oder Scheinprobleme auf seine interaktionistische und funktionalistische Weise gleichzeitig auch positiv löst. Ein schönes Beispiel ist seine Einführung des Begriffs der „politischen Selektion”, der ja eine viel schlagendere Antwort auf sozialdarwinistische Versuche ist als eine bloss wie immer auch ausgerichtete negative Kritik.
9. Diesen ganzen umfassenden und allseitig bestimmenden Problemkreis markiere hier nur der Hinweis, wie Nationalismen oft vor der eigenen Staatsgründung schon auf den Plan treten.
10. Die Schwierigkeiten des Alltagsbewusstseins bei der Interpretation von funktionalen Zusammenhängen wächst auch in unseren Jahre zu einem gewaltigen Problem heraus.
11. Ein direktes Beispiel bei Fouillée: Über die Erschliessung der Genese der gemeinsamen Inhalte des Bewusstseins wird das physische Milieu des Bewusstseins mit dem sozialen Milieu gegenübergestellt, was eine klare Botschaft auch in Hinsicht auf die Darwinismusproblematik enthält.
12. Dass der von unten inaugurierte analytische Arbeit die ständige Verifizierung der einzelnen Denkschritte sichert, ist nur die andere Seite der Medaille, wonach die von oben gestartete Arbeit auf diesem Feld die Verifizierung ab ovo ausschliesst.
13. Es ist durchaus lehrreich zu studieren, wie überlegen Fouillée’s intellektueller Apparat (der des kritizistischen Positivismus) selbst im Vergleich zu Otto Bauer ist, der zu seiner Zeit nicht nur auf der sozialdemokratischen Seite als einer der hervorragendsten Theoretiker dieser Thematik galt. Wir können diesem Vergleich in dieser Arbeit nicht voll nachgehen, nichtsdestoweniger markiert Bauers folgender Text die wichtigsten Punkte des Vergleiches: „Hier handelt es sich aber nicht etwa darum, zu bestimmen, wie der inhaltlich bestimmte deutsche Nationalcharakter entstanden ist, also etwa zu untersuchen, welche Eigenschaften den deutschen Nationalcharakter zusammensetzen und nun zu forschen wie jede einzelne dieser Eigenschaften in der Geschichte der deutschen Nation entstanden ist; sondern es handelt sich uns nur darum, an dem Beispiel der deutschen Nation zu zeigen, wie überhaupt der Nationalcharakter ... durch die Überlieferung der geschichtlich entstandenen Kulturgüter bestimmt werden kann, wie wir ja auch bei der Besprechung der Nation als Naturgemeinschaft nicht die Entstehung irgend eines bestimmten Nationalcharakters überhaupt durch die natürliche Vererbung der im Daseinskampf angezüchteten Eigenschaften verständlich zu machen suchten.” S. Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie, S. 22. Sperrung im Original. - Zu dieser Fragestellung gehört auch, dass gerade diese funktionalistische Definition ohne Schwierigkeiten mit jener unter anderen auch für die marxistische Soziologie charakteristischen soziologischen Interpretation verbunden und vermittelt werden kann, welche die Entwicklung des Nationalstaats und des Nationalismus mit der Entfaltung das Kapitalismus und der liberalen Demokratie in unzähligen Fällen assoziierte. Hinter dieser trivialen Verbindung sind aber die Momente der funktionalistischen Anschauungsweise ebenfalls zu entdecken, darüber ganz zu schweigen, dass die Variationen der zeitlichen Ordnungen (des Nationalismus und des Kapitalismus, vereinfacht gesagt) gleich eine Typologie ausmachen könnten, welche dann mit schon bereits bestehenden Typologien mit grossem Nutzen zu vermitteln wäre. - Hierzu gehört ferner noch auch, dass Interpretationen wie diejenige von Karl W. Deutsch stellenweise wie eine ungewollte Karikatur der funktionalen Beschreibung und Interpretation erscheinen (s. beispielsweise „Nation und Volk”, a.a.O.). Da erscheint der Funktionalismus als illegitime und eindeutige Präsentmachung eines gleichzeitig historischen und gegenwärtigen (präsentistischen) Gegenstandes (wie eben die Nation es ist). Dies ist aber mit einer gegenständlichen Reduktion gleich, die nicht einmal „funktionalistisch” legitimiert werden kann. Uns scheint, viele Probleme dürften viel früher gelöst werden, wenn so rein funktionalistische Definitionen wie „Ein Volk... ist ein ausgedehntes Allzweck-Kommunikationsnetz von Menschen” („Nation und Volk”, 50) richtig wären, uns scheint sogar, wäre es einleuchtend, so gäbe es überhaupt keine Diskussion über diesen Gegenstand. In dieser Beleuchtung kann aber auch unschwer demonstriert werden, dass Alfred Fouillée seinen funktionalistischen Ansatz niemals reduktiv handhabt.
14. Hier reproduziert die unter 10) signalisierte kognitive Problematik nunmehr von einer anderen Seite aus.
15. Eine weitere Dimension in der Einstellung Fouillée’s zum Komplex Historismus-Präsentismus ist, dass er den aktuellen „Zustand” der nationalen „Bilder” zwar historisch anschaut, dem aber in der weiteren Analyse keine besondere Bedeutung zumisst und dadurch die „historische” Rationalität der „präsentistischen” gegenüber nicht aufwertet. An dieser wird es wieder relevant, dass Fouillée’s interaktionistisch-funktionalistisch-pragmatischer Zugang nicht nur romantische oder organizistische Hypostasierungen, sondern auch die Inanspruchnahme von Objektivationen mittlerer Allgemeinheit wie „Kultur”, „Religion” und andere voll beseitigt. Dies erschwert die Orientation des Alltagsbewusstseins auch erheblich, verursacht auch andere Probleme und Schwierigkeiten, kann aber nicht als prinzipieller Fehler angerechnet werden, denn die Möglichkeit uns frei steht, einen „interaktionistischen” Begriff der Kultur stets zu diesen Analysen hinzuzufügen. Und Fouillée geht in der Tat diesen Weg. Indem er also die statische und nicht hinterfragte Inanspruchnahme von Kultur oder Religion bei der Beschreibung der Nation beseitigt, kommt er auf seine eigene methodische Weise zu Objektivationen wie „nationale Werte”, „nationale Logik”, „politische Selektion”, u.a.
16. Es ist mehr als ein Zufall, dass es eben Alfred Fouillée ist, bei dem die als virtuelle Institution aufgefasste Nation durchaus fähig gemacht wird, an übernationalen Formationen teilzunehmen, mit anderen Worten, es wird hier die Problematik der Nation mit derselben der universalen Werte konfrontiert. S. A. Fouillée, La démocratie politique et sociale en France, a.a.O. ab 87. - Zu diesem sehr interessanten Komplex (sozialwissenschaftliche, bzw. soziologische Beschreibung der Nation im Kontext einer unterhalb, aber auch einer jenseits der Nationalstaatlichkeit liegenden Integration, in der Gleichzeitigkeit von mehrfachen supra- und inter-nationalen Formationen) gehört auch diejenige Vermischung von nationalen, sozialen, sozialistischen, avantgardistischen, anarchistischen, christlichen oder konservativen Inhalten, die das Ende des neunzehnten Jahrhunderts ausmachten und deren Folgen zum Teil auch die Entwicklungen des zwanziger und dreissiger Jahre bestimmt hatten. Einige sehr lehrreiche Beispiele bringt Gerd-Klaus Kaltenbrunner („Vom Konkurrenten von Karl Marx zum Vorläufer Hitlers: Eugen Dühring”, 37.)
17. Dass die Vorstellungen der einzelnen Parteien über die Nation selbst in gut funktionierenden Demokratien zu quasi-totalitären Phänomenen führen können, ist eine ausreichend bekannte Tatsache. Dieses Phänomen liefert selbst ein schönes Beispiel für Fouillée’s kreative Thematisierung einer „politischen Selektion” (36).
18. Max Webers Grunddefinition lautet so: „Zwischen der emphatischen Bejahung, emphatischen Ablehnung und endlich völliger Indifferenz gegenüber der Idee der ‘Nation’...steht eine lückenlose Stufenfolge sehr verschiedenen und höchst wandelbaren Verhaltens zu ihr bei den sozialen Schichten auch innerhalb der einzelnen Gruppe, denen der Sprachgebrauch die Qualität von ‘Nationen’ zuschreibt. Feudale Schichten, Beamtenschichten, erwerbstätiges ‘Bürgertum’ der untereinander verschiedenen Kategorien, ‘Intellektuellen’-Schichten verhalten sich weder gleichmässig noch historisch konstant dazu...” (Wirtschaft und Gesellschaft, a.a. O. 55).
19. Eher noch auf der Ebene der Metaphorik oder einer Option, nichtsdestoweniger nicht chancenlos für eine der möglichen Interpretationen dieser gegenständlichen Vielfalt der einzelnen „Nationen”, bzw. „Nationalismen” erscheint uns Lembergs folgende Idee: „Einen Hinweis, auf das Funktionieren der hier in Rede stehenden Integrationsideologien - man könnte sagen: Aggregatzustände -, in denen nationale oder quasinationale Grossgruppen auftreten. Er zeigt solche Gruppen auf verschiedenen Stufen der Festigkeit, Konsistenz, Organisation, Intensität des Bewusstseins” (Ideologie und Gesellschaft, 210.- Sperrung: E.K.) - Schon an dieser Stelle wäre aber die Überlegenheit Fouillée’s selbst noch über Lemberg unter Beweis zu stellen. Während Lembergs Begriffe nach Masseinheiten, Proportionen und Grössenordnungen schreien und bei ihrer Definition gleich zu metaphysischen oder zumindest quasi-metaphysischen Kriterien werden sollten, bleibt Fouillée stets bei den Akten der realen menschlichen Interaktionen. An dieser Stelle sei darüber hinaus nochmals stark unterstrichen, dass die in diesem Begriffskonflikt einander gegenüberstehenden zwei soziologischen Ansätze die von der Soziologie immer wieder ausgehenden Impulse, die Nation soziologisch zu interpretieren, überhaupt nicht erschöpfen. Ein Beispiel für einen dritten Ansatz s. Bálint Balla, „Nation and Expansionism - Viewed by a Sociology of Scarcity”, a.a.O. - Zu Webers wahrlich „klassischen” soziologischen Ansatz (unter anderen: die Suche nach den soziologisch identifizierbaren Gruppen, die ihren Nationalismus artikulieren) gehört auch der Vergleich mit jenen noch „vor-soziologischen” Auffassungen, die den Nationalismus etwa direkt, d.h. ohne soziologische, psychologische oder sonst welche sozialwissenschaftliche Kategorisierung als eine „Objektivation” beschrieben haben, die eine geistige Existenz hat. Dass die Ahnlichkeit dieser Einstellung zu Hegel an dieser Stelle diesen Richtungen wenig helfen kann, versteht sich von selbst. Ein typisches Beispiel: „Dass der Charakter einer Nation in ihren geistigen Schöpfungen einen allen sonstigen Zeugnissen überlegenen Ausdruck findet, weil die Dokumente der Geistesgeschichte mehr als die der äusseren Kultur in die Tiefe der Volksseele blicken lassen, ist bekannt genug” (Wilhelm Wundt, Die Nationen und ihre Philosophie, a.a.O.III.).
20. Treffend beschreibt die Situation auch Eugen Lemberg: „Je mehr sich im Zeitalter der Selbstkonstituierung und Abgrenzung der modernen Nationen und der daraus entstehenden Nationalitätenprobleme die Gelehrten bemüht haben, ihre Definitionen auf einem eindeutigen oder wenigstens dominierenden Kriterium zu begründen, desto resigniertere Töne schlagen sie an. Sie ziehen sich auf verschiedene Kombinationen solcher Merkmale zurück.” Ideologie und Gesellschaft, 199. - Aehnliche Einsichten formuliert auch Peter F. Sugar: „Most writers concerned with nationalism, national minorities, national self determination, and other related problems have tried their hand at defining the meaning of the numerous terms and concepts that must be clearly understood if the discussion of these complex issues is to result in their clarification and not in additional confusion. That they are seldom understood, let alone clearly, is proved both by the ever recurring need to define the same terms and by the fact that these definitions have not been universally accepted” (Peter F. Sugar, „External and Domestic Roots of Eastern European Nationalism”, a.a.O. 3.).
21. S. zum Beispiel wie er Lapouge wegen seiner analytisch hervorragenden Einsicht über die nicht-existente Verbindung der „Rasse” und der „Sprache” zitiert und das Zitat kommentiert (S. 26.)

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