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Liebe Leserinnen und Leser,

seit fast vier Jahren schreibe ich Ihnen, um Sie in die jeweiligen Themen unserer früheren Vierteljahreszeitschrift und unseres jetzigen Rundbriefes einzuführen.
In dieser Ausgabe des Rundbriefes muss ich mich leider von Ihnen verabschieden, da ich meine Tätigkeit bei Church and Peace zum September beenden werde.
Als Pfarrer für Ökumene und Erwachsenenbildung gehe ich zum 1. September 2000 in den Kirchenkreis Koblenz.

Die letzten vier Jahre bei Church and Peace habe ich als eine sehr intensive Zeit erlebt und versucht, Sie daran teilnehmen zu lassen. Dazu gehörten als besondere Erfahrungen die Teilnahme von Church and Peace an der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz/Österreich 1997 und das Symposium aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Church and Peace - Bewegung im vergangenen Jahr. Gleichzeitig wurden wir konfrontiert mit dem Golfkrieg 1998 und den Kriegen im Kosovo, in Restjugoslawien und im Kaukasus im letzten und in diesem Jahr. Wir haben auch über das Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen zur Überwindung von Gewalt berichtet, aus dem die Dekade zur Überwindung von Gewalt (2001-2010) hervorgegangen ist. Dabei haben wir gelegentlich den Blick auf die Situation in Nordirland oder in Zentral- und Südafrika gelenkt.

Auf meine bisherige Zeit bei Church and Peace schaue ich dankbar zurück. Besonders viel habe ich von den Erfahrungen der Historischen Friedenskirchen und der ihnen nahestehenden Kommunitäten, Lebensgemeinschaften und Friedensdienste, wie sie im Netz von Church and Peace verbunden sind, lernen können.
Das Ziel des gewaltfreien Friedenszeugnisses und das damit verbundene Anliegen, für eine veränderte Gestalt von Kirche einzutreten, wird auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit in der Evangelischen Kirche im Rheinland bleiben.

Mich hat immer wieder beeindruckt, dass im Netz von Church and Peace sehr viele mutige und hoffnungsvolle Initiativen und Lebenszeugnisse zu finden sind und viele Menschen sich bis an die Grenzen ihrer Kräfte für eine gewaltfreie Lösung von Konflikten, für Frieden und Versöhnung engagieren. Hinzu kommt der spirituelle und ökumenische Reichtum, der für Church and Peace kennzeichnend ist.

Die Frage meiner Nachfolge wird gegenwärtig noch diskutiert. Church and Peace leidet weiterhin unter fehlenden finanziellen Mitteln und den damit verbundenen personellen Engpässen, die unsere Arbeit erschweren und auch die Nachfolgediskussion beeinflussen. Wir sind daher weiterhin auf Ihre Unterstützung dringend angewiesen.
Für die erfahrene Unterstützung, Ermutigung und freundschaftliche Kritik in den vergangenen vier Jahren danke ich Ihnen.

Ich hoffe, dem Netz von Church and Peace verbunden bleiben zu können und wünsche Ihnen und Church & Peace Gottes Schalom und eine gute Zukunft.

Ich schließe mit einigen Erfahrungen von Bischof Jacques Gaillot, die er Ende der 50er Jahren im Algerienkrieg als Soldat gemacht hatte und deren Aktualität nicht zu verkennen ist:

„Diese fast tägliche Begegnung mit der Gewalt brachte mich durcheinander. Sie versetzte Menschen in Angst und vergrößerte ständig den Abgrund zwischen den algerischen und französischen Gruppen. Mir wurde dabei klar, daß Gewalt keine Konflikte beseitigt und daß Waffenlärm nicht den erhofften Frieden bringt. Ich suchte nach Alternativen. Die Notwendigkeit der Gewaltlosigkeit zeichnete sich immer stärker in mir ab, noch ehe ich diesen Begriff kennengelernt hatte. Nach meiner Rückkehr nach Frankreich entdeckte ich dann mit brennendem Interesse die Schriften eines Gandhi und Martin Luther King. Ich bedaure, daß man mich nicht früher zur Kraft der Gewaltlosigkeit hingeführt hat, die für mich ein Zeichen unserer Zeit ist.“[1]

Herzliche Grüße

Ihr Christian Hohmann

1 Jacques Gaillot, Bischof von Évreux, unter Mitarbeit von Catherine Guigon: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts. Erfahrungen eines Bischofs, Freiburg i.Br. 41992, S.27.


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Stärke in Armut
Lydia Penner
Church and Peace (Kirche und Frieden), ein Netzwerk europäischer Christen, kämpft immer wieder um das finanzielle Überleben und um die nötige Zeit für die Aufgaben, die sie als nötig erachten. Aber bei der diesjährigen Mitgliederversammlung (MV) vom 6.-8. April in Ingolstadt zeigte sich, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen keinen Grund zum Verzweifeln haben. Sie haben ein verbindliches Engagement, eine Überzeugung, die sie teilen wollen. Die MV war eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, was das Netzwerk gemeinsam erreichen will, was die Erwartungen der Mitglieder sind und wie sie diese mit den verfügbaren Mitteln erreichen wollen.

Ein breites Betätigungsfeld

Das breite Betätigungsfeld von Church and Peace wurde durch die Regionalberichte deutlich und Gespräche mit den Teilnehmenden bestätigten dies: Eine Gemeinde ist z.B. aktiv in einer öffentlichen Kampagne gegen Nuklearversuche, eine andere fördert Frieden mit der Umwelt durch Geschäfte mit organischem Landbau. Eine Gruppe arbeitet für Kampagnen gegen Landminen und Handgranaten, eine andere organisiert wiederum Mediations-Seminare. Manche Gruppen betrachten ihr Zusammenleben als vorrangiges Friedenszeugnis. In Frankreich haben verschiedene Kirchen die mennonitische Idee eines Friedenssonntags aufgegriffen. Serbische Armeedeserteure erhalten Unterstützung in der osteuropäischen Region. Dialoge mit KFOR-Soldaten werden organisiert. Die BOCS Stiftung übersetzt Materialien über christliche Grundüberzeugungen in der Friedensarbeit ins Ungarische, Serbische und Russische und nutzt das Internet, um solche Quellen zu verbreiten. Das mennonitische Zentralkomitee in Tramelan/Schweiz arbeitet zusammen im Balkan mit christlichen Friedens und Hilfsorganisationen wie Bread of Life (Brot des Lebens).

Netzwerk
Das Kernziel in jeder Region besteht darin, an einer effektiven Kommunikation zu arbeiten, Kontakte herzustellen und zu stärken. Gyula Simonyi unterstützt die Möglichkeiten, die das Internet zur Verbreitung von Nachrichten im Dienst für Frieden und Gewaltfreiheit bietet. Mitglieder des Komitees Großbritannien und Irland nutzen das E-mail, um das Netz von Friedensorganisationen in ihren Regionen aufrecht zu erhalten und Informationen an die Medien weiterzugeben. Freiwillige bewahren die Informationen auf und koordinieren die Kommunikation. „Wir denken, gut organisiert zu sein“, sagte Gerald Drewett, ein Quäker von aus Hertford. Sylvie Gudin Poupaert, Regionalkoordinatorin im Church and Peace Büro in Straßburg, widmet viel Zeit der Kontaktaufnahme zu Gruppen und Gemeinden. Der Erfolg zeigt sich in der Ausweitung des Netzwerkes in der frankophonen Region.

Die Abwesenheit der holländischen Mitglieder war enttäuschend. Marie-Noëlle von der Recke, Vorsitzende von Church and Peace, kommentierte, dass ein Grund für die Entscheidung, die nächste internationale Church and Peace Konferenz (2001) in den Niederlanden abzuhalten, darin besteht, die holländischen christlichen Pazifisten stärker in das Church and Peace Netz einzubeziehen.

Identität
Braucht man Church and Peace wirklich für lokale Friedensarbeit? Diese „Identitätsfrage“ wurde auf der MV immer wieder gestellt, zuerst im Bericht des Vorstandes, dann bei Finanzdiskussionen und insbesondere, als der Bericht des internationalen Büros in Schöffengrund vorgetragen wurde. Die Mitarbeitenden des internationalen Büros, Christian Hohmann (Generalsekretär) und Terri Miller (Öffentlichkeitsreferentin), schilderten das Problem der ständigen Arbeitsüberlastung.

Die Church and Peace Arbeit wird von den Beiträgen der Mitglieder und Freunde im Netzwerk getragen. Hinzu kommen einige verbindliche Zuschüsse. Leider hat das Netzwerk mit dem Problem zu tun, dass einige Mitglieder ihre Beiträge nicht zahlen oder nicht zahlen können. Der Feststellung, dass Church and Peace ohne eine Erbschaft, die das Netzwerk 1998 erhielt, nicht hätte weiter existieren können, widersprach deutlich der Mitbegründer des Netzwerkes, Wilfried Warneck. „Eine gute Sache würde auch ohne Geld weitergehen“, sagte er.

Pazifisten untereinander
Bruno Bauchet von der französischen Gemeinschaft Pain de Vie (Brot des Lebens) ermutigte die Anwesenden sich nicht zu sehr um die Zukunft von Church and Peace zu sorgen. „Ich weiß, warum ich hier bin“, sagte er. „Dies ist der einzige Ort, der Menschen mit einer theologischen Grundlage ihres Pazifismus zusammen bringt. Ich kenne keine vergleichbare Organisation... Genießt es, zusammen zu sein. Orte die bleiben, sind solche, wo Armut herrscht... Wir müssen uns nicht erfolgreichen, starken Organisationen anschließen...Wir hängen voneinander ab, von Gott ab. Vielleicht ist Armut eine Gnade. Sie gibt uns die Chance zu sehen, ob wir ohne etwas zurecht kommen.“
Für mich spiegelt diese dringende Bitte den Geist des Treffens wider. Die Teilnehmenden genossen es, zusammen zu sein. Offenheit charakterisierte die Diskussionen. Die Teilnehmenden bezeugten ihre Verbundenheit mit Gott im gemeinsamem Singen und Gebet. Die Gastfreundschaft der mennonitischen Gastgebergemeinde Ingolstadt war ausgezeichnet.

Lydia Penner, englischer Text erschien in einem Artikel des Algemeenen Doopsgezind Weekblad, 15.04.2000. Angepaßt von TRM.
Übersetzung: Bettina Ewer

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Die Mitgliederversammlung von Church & Peace heisst neue Mitglieder willkommen
Terri Miller
Die Aufnahme von vier neuen Mitgliedern und die Wahl eines neuen Vorstandes waren die beiden Höhepunkte der diesjährigen Mitgliederversammlung von Church & Peace, die vom 7.-9. April 2000 in der Mennonitengemeinde Ingolstadt stattfand.

Die Mitgliederversammlung stimmte den Mitgliedsanträgen der Hofgemeinschaft Bittelbronn, der Association Le Soc und den Mitgliedsanträgen von Pastorin Janna Postma und Pastor Senyeeba Yawo Kakpo zu.
˚ Die Hofgemeinschaft Bittelbronn, die sich bewusst als Lebensgemeinschaft versteht, hat ihre Wurzeln in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Württemberg. Vor zwei Jahren wurde die Hofgemeinschaft gegründet. Ihre Mitglieder bewirtschaften einen ökologisch geführten Bauernhof. Ihr Friedenszeugnis findet Ausdruck in ihrem Gemeinschaftsleben und in der Gestaltung ihrer persönlichen Beziehungen untereinander. Darüberhinaus fühlen sie sich dem Anliegen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung verpflichtet. Die Mitglieder der Hofgemeinschaft, Heidi und Martin Haussecker und Thomas und Susanne Stöcker sind sehr daran interessiert, ihr bisheriges Engagement im Church & Peace Netzwerk fortzusetzen und sehen als eines ihrer Hauptanliegen die Aufgabe an, die lokale Kirchengemeinde mit Church & Peace vertraut zu machen. Die Hofgemeinschaft ist offen für Besucherinnen und Besucher.
˚ Senyeebea Yawo Kakpo ist presbyterianischer Pastor und stammt aus dem Togo. Gegenwärtig studiert er in Frankreich Jura. Pastor Kakpo ist Mitglied des französischen Zweigs des Internationalen Versöhnungsbundes in Lyon, wo er gegenwärtig wohnt. Er hat Erfahrung mit gewaltfreier Konfliktlösung und Friedensarbeit in seinen Gemeinden im Togo. Für ihn hat das weitgefächerte Netz von Church & Peace mit seinen europaweiten ökumenischen Kontakte grosse Bedeutung. Sein besonderes Anliegen ist die theologische Arbeit, insbesondere im Bereich der Friedensethik.
˚ Die Association “Le Soc” (Pflugschar) ist ein ökumenischer Zusammenschluss, der 1990 innerhalb des konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gegründet wurde. Sein besonderer Schwerpunkt ist der interreligiöse Dialog. Das besondere Zeugnis von Le Soc ist das im Evangelium begründete Anliegen der Gewaltfreiheit, wie es vor allem von Jean Goss entfaltet und gelehrt wurde. Le Soc arbeitet innerhalb der Kirche durch die Veranstaltung von Seminaren und Fortbildungskursen, die sich mit den Grundlagen und der Methodik der aktiven Gewaltfreiheit beschäftigen und organisieren entsprechende Aktivitäten und Initiativen. Die Association bietet Menschen Gastfreundschaft an, die mit persönlichen Schwierigkeiten zu tun haben oder eine neue Orientierung für ihr Leben suchen. Das Gästehaus von Le Soc kann von kleinen Gruppen benutzt werden. Die beiden Leiter von Le Soc, Betty and Claude Braun sind Einzelmitglieder im französischen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes.
˚ Janna Postma ist Pastorin in der Mennonitischen Kirche in den Niederlanden. Sie engagiert sich sehr im Bereich von Frieden und Gerechtigkeit und arbeitet in der Niederländischen Mennonitischen Friedensgruppe (DVG) aktiv mit. 1997 berichtete sie während der Zweiten Europäischen ökumenischen Versammlung in Graz im Friedenshaus, das von Church & Peace mitorganisert worden war, über ihre Erfahrungen, in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der mehrere Mitglieder während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zur NSDAP gehörten.

Die Mitgliederversammlung stimmte ferner den Vorschlägen des Nominierungsausschusses für die Wahl der neuen Vorstandsmitglieder zu. Von den bisherigen Vorstandsmitgliedern wurden für weitere drei Jahre wiedergewählt: als Vorsitzende, Marie-Noëlle von der Recke, Mennonitin und Mitglied der Gruppe Laufdorf des Laurentiuskonventes in Deutschland, als stellvertretender Vorsitzender, Gerald Drewett, Quaker aus Hertford in England und Kontaktperson für die Church & Peace Region Britain and Ireland und Gyula Simonyi aus Ungarn, Mitglied der katholischen Basisbewegung Bokor und Koordinator der osteuropäischen Church & Peace Region. Die neuen Mitglieder des Vorstandes sind:
˚ Schwester Irmtraud, Mitglied der evangelischen Schwesternkommunität Grandchamp in der Schweiz. Sie hat den Aufbau des Church & Peace Netzwerkes von Anfang an aktiv begleitet.
˚ Bruno Bauchet, Katholik aus Frankreich und Mitglied der Kommunität Brot des Lebens.
˚ Cor Keijzer, Pfarrer in der Niederländisch Reformierten Kirche aus Enschede.
˚ Dr. Tony Kempster, Generalsekretär der Anglican Pacifist Fellowship in England.
˚ Gudrun Tappe-Freitag, deutsche Baptistin und Mitglied der baptistischen Initiative Schalom. Sie hat die Ausbildung als Schalomdiakonin beim Oekumenischen Dienst in Wethen absolviert.
˚ Klaus Tschentscher ist Mitglied des Laurentiuskonventes in der Gruppe in Wethen in der Nähe von Kassel und arbeitet bei der Ev. Kreditgenossenschaft in Kassel. Er wurde als neuer Schatzmeister gewählt.

Andere Tagesordnungspunkte der diesjährigen Mitgliederversammlung waren die Verabschiedung des Finanzberichtes für 1999 und des Haushalts 2000. Beschlossen wurde ebenfalls die Neufassung der Satzung, der Kriterien für eine Mitgliedschaft bei Church & Peace und ein entsprechendes Antragsformular und Antragsverfahren. Die Mitgliederversammlung stimmte dem Antrag zu, die theologische Arbeit der bisherigen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliches Friedenszeugnis fortzuführen und bildete dafür eine theologische Arbeitsgruppe innerhalb von Church & Peace. Die anwesenden Mitglieder begannen mit der Planung für die nächste Internationale Church & Peace Konferenz, die vom 27. Bis 29. April 2001 in Elspeet in den Niederlanden stattfinden wird. Schwerpunkt dieser Konferenz wird der Austausch und die Begegnung mit Menschen aus dem früheren Jugoslawien sein, zu denen einige Church & Peace Mitglieder in den letzten Jahren verschiedene Kontakte entwickelt haben. Deshalb wird im Vorfeld der Internationalen Konferenz eine Begegnungstagung mit Menschen aus verschiedenen christlichen Friedens- und Versöhnungsinitiativen aus der Balkanregion vorausgehen.
Übersetzung: C.H.

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Christusmeditation von Herbert Froehlich nach Hebr 5, 7-9 – im Rahmen des Gottesdienstes zum Abschluß der Jahresversammlung von Church and Peace mit der gastgebenden Mennonitengemeinde in Ingolstadt – am 9. 4.2000. Die Lesung wurde ausgewählt als die, die den Leseordnungen der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche für den heutigen Sonntag “Judika” gemeinsam ist.

Der Zusammenschluß Church and Peace ist zu Gast in Ingolstadt. Da findet sich der Kirchensaal “Maria de Victoria” als ein Meisterstück barocker Baukunst und Malerei. Aber es ist ein Beitrag der Kunst zu einem militärischen Sieg, bezogen auf die Seeschlacht bei Lepanto, in der das Eindringen einer muslimischen Macht auf den christlichen Kontinent abgewehrt wurde.
Da findet sich eine Siedlung “von dem Herrn”, erinnernd an Menschen, die wegen ihres Verständnisses von christlichem Glauben – sie waren eben gerade nicht bereit, den Glauben mit dem Schwert zu bezeugen - immer wieder aufbrechen mußten, um von ihrem erworbenen Zuhause Abschied zu nehmen und neu zu siedeln, zumeist in unwirtlichem Gelände, wie hier bei Ingolstadt in damals sehr feuchten Auen. Sie wurden die Aubürger.

Ingolstadt heute: Autostadt. Für mich die Stadt einiger Last-Autos, die hier zusammengeführte Waren aufluden, um sie nach Südosteuropa zu bringen, in eine Krisenregion, Kroatien, Bosnien.

Der Weg zur Station der Hilfe wurde für die Helfenden zum Weg durch Spuren des Bösen.
Der Krieg der 90er-Jahre zeichnet sich ihnen am Wege ab durch unzählige Ruinen, durch beschädigte Kirchen, Friedhöfe, Krankenhäuser; Zeugnisse dafür, daß Krieg nicht nur Sieg heißen durfte, sondern explizit Vernichtung, Auslöschung des Andern, in Gegenwart, Vergangenheit und so auch auf Zukunft hin.
Der aktuelle Krieg verweist auf einen früheren: den Krieg der 40er Jahre, und dessen Spuren führen zurück ins heimische Deutschland.

Es findet, so sehen und erleben es die fahrenden Helfer, ein Lernen des Bösen statt unter den Menschen. Die Bereitschaft, die Kunst zu Vernichten greift um sich. Ein Sog des Bösen zieht immer neue Machthaber in seinen Bann. Ein schlimmer Lernprozeß – ohne absehbares Ende.

Es gibt einen anderen Weg des Lernens. Und er wird gegangen im Angesicht des Bösen. Wir hörten davon in den Worten des Hebräerbriefes.
In seiner Mitte steht ein Mensch, von dem nicht nach seinem Namen die Rede ist: Jesus, sondern allein nach seinem Titel: Christus, der Gesalbte.

Als Christus auf Erden lebte, hat er Gebete und Bittrufe mit lautem Schreien und mit Tränen vor den getragen, der ihn aus dem Tode retten konnte, und er ist seiner Ehrfurcht wegen erhört worden. Obwohl er Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, Urheber ewigen Heils geworden.

Der Christus geht in seinen Erdentagen durch sein Land: betend, weinend, schreiend.
Er leidet in seiner Zeit, und er leidet an seiner Zeit. Er sieht die Ruinen der Häuser, er sieht die Ruinen der Seelen. So kommt er von Gott.

Er ist ehrfürchtig, Gottes fürchtig, und er lernt, lernt den Gehorsam, leidend.
Ich habe ein Bild davon vor mir, was das sagt: er geht seinen Weg ehrfürchtig.

In der Mitte steht der Mensch, der von Gott kommt.
Er läßt sich halten von seinem Gott. Er hört: Ich bin da, der ich für dich da bin.
Er spürt Gottes haltende Hände von hinten. Stützend den Rücken. Aufgelegt auf die Schultern. Allein von Gott läßt er sich halten.
So ist er frei. Seine Ehrfurcht wendet sich nach vorne: er sieht.
Wer kommt entgegen? Fremde, Andere, Gesichter. Gottes Geschöpfe in ihrer Vielfalt. Sie tragen, wie uns die Quäker lehren, den Funken Gottes in sich, alle.
Sein Blick bleibt offen, suchend, erkennend.

Mit seinem Blick erhebt er die Geringen: Du bist auch ein Geschöpf Gottes, bei Namen gerufen.
Mit seinem Blick konfrontiert er die Gleichgültigen: Auch du bist berufen, zu sein. Wache auf, sei präsent, Dir Deiner Herkunft und Zukunft bewußt.
Mit seinem Blick irritiert er die Mächtigen. Du bist ein Mensch, aber kein Gott.

Sein Leiden ist die Ohnmacht, die Verborgenheit des Glanzes von Gott in seiner Schöpfung, ist die Blockade der Mächtigen gegen Gottes Segen.
Seine Richtung bleibt: Ehrfurcht.
Er läßt sich anrühren, er berührt, und heilt.
Die sich nicht anrühren lassen, schlagen zurück.
Er bleibt auf seinem Weg. Er lernt und lehrt – Ehrfurcht unter den Menschen.
Getragen, gestärkt allein durch Gottesfurcht.
Er geht und fällt. Er fällt durch die Schläge der Irritierten. Er fällt in die Hand seines Gottes zurück.
Es gibt keinen anderen Weg. Der Gefallene ist der Vollendete. Er hat Gehorsam gelernt, hat Vollendung erfahren.

Der Weg der Ehrfurcht geht weiter. Die sich auf ihn berufen, lernen das Geheimnis des Christus. Sie fahren zum Ort der Hilfesuchenden. Sie sehen Zollbeamte, Soldaten, Flüchtlinge, Hassende, Traumatisierte. Sie erkennen am Ort der Krise andere, die von Ehrfurcht getragen sind. Friedensboten inmitten des Krieges. Solche, die sich weigern zu lernen, daß der Andere ein Dämon ist.
Gehalten von Gott, ehrfürchtig sehend, wer da kommt. Menschen kommen, und sie wollen leben. Sie wollen – heute, in dieser Zeit – nicht Gott-Verlassene sein. Wohl denen, die da wandeln, lernend die Ehrfurcht von Gott zu den Menschen.

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Sechs Wochen zu Besuch in Sierra Leone
Gudrun Tappe-Freitag
Sierra Leone liegt an der Westküste Afrikas. Seit 1991 führt es einen erbarmungslosen Krieg um die Kontrolle der Diamantenminen. Der Krieg hat wie jeder Krieg Opfer gefordert. Dieser Krieg war schlimmer. Soldaten, darunter 4000 Kinder ab zehn Jahren wurden durch Drogen zu Gewalttätern. Sie überfielen ihre eigenen Dörfer, verwüsteten sie und hackten den Bewohnern Arme und Beine ab. Bislang war dies für mich alles nur angelesenes Wissen...

Vom oekumenischen Rat der Kirchen Sierra Leones eingeladen, waren meine Kollegin Ute Caspers und ich zu Besuch in diesem Land. Seitdem kenne ich auch andere Facetten. Unsere hauptsächliche Frage bei Besuchen von Kirchen, NGO’s u.a. war: “Was wird auf dem Gebiet von Friedenserziehung, Versöhnung und Traumabearbeitung getan?” Und wir erfuhren, dass es nicht nur ein staatliches Programm zur Reintegration der Rebellen gibt, sondern dass es ein tiefes Empfinden im Volk dafür gibt, dass die Rebellen Teil der Bevölkerung sind, “getrennte Brüder” werden sie genannt. Ich habe Frauen und Männer getroffen, die bis zu 20 Meilen zu Fuß gegangen sind, um sich in einen Workshop auf die Begegnung mit den getrennten Brüdern vorzubereiten. Wir erfuhren, dass die Bevölkerung ganz andere Ursachen wahrnimmt, als die offiziell genannten Kriegsursachen. Es gibt ein tiefes Wissen um und ein feines Empfinden für Ungerechtigkeit. Es ist eine Unzufriedenheit mit der Hierarchie und mit der Rechtssprechung. Der Chief regelt einen Konflikt nicht zur Zufriedenheit aller Parteien. Frauen würden immer ungerecht behandelt, müssten aber schweigen und die Last tragen. Eine Frau erinnerte an das Palaver, dass ihr Großvater geleitet hatte und wo es ein Mitspracherecht aller gab. Zurück zu den Wurzeln! Auf diesen Wunsch sind wir öfter gestoßen, auch in der Kirche. Es ist deutlich: die kirchliche Tradition ist europäisch, äußerlich und inhaltlich. Wir pflügen und wir streuen, haben wir im Gottesdienst gesungen und auch die Strophe vom Schnee. Schade, ich hatte mich auf afrikanische Kultur gefreut.

Europäisches Gedankengut, genau dass war’s, was unseren Auftrag schwierig so machte. Wir, die Europäerinnen, sollten herausfinden, ob wir mit unseren Stil und unserer Methode Workshops für Friedenserziehung durchführen könnten. Wir haben wahrgenommen, dass Menschen bereit sind, sich mit den Themen Frieden und Versöhnung zu befassen. Sie haben auch unseren Stil und Methoden für hilfreich befunden, aber wichtiger ist: Sie haben uns akzeptiert. Sie haben es hoch eingeschätzt, dass wir uns ihretwegen in Gefahr begeben haben, um sie in ihrer Not nicht allein zu lassen.

Offiziell ist der Krieg vorbei, aber die Schwierigkeiten sind riesig in diesem Land. Bei aller Bereitschaft einiger zu Frieden und Versöhnung wird die Realität den Menschen viel abverlangen. Sie brauchen Unterstützung.
01. 05. 2000

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Krakow International Youth Forum - Europäische Begegnungen
Anne Würges
Vom 2.- 12. Mai 2000 arbeitete Anne Würges als Schulpraktikantin in unserer Geschäftsstelle mit. Während andere Mitschülerinnen und Mitschüler ihr Schulpraktium bei einem Rechtsanwalt, im Krankenhaus oder in einer Autowerkstatt absolvierten, hatte sich Anne bewusst für die Arbeit von Church & Peace entschieden. Besonders interessiert sie die Arbeit von Freiwilligen und die Begegnung von jungen Menschen in Ost- und Westeuropa. Wir haben viel darüber gesprochen, dass die Motivation zu solchem Engagement aus unserem Glauben kommt und Menschen bewegt, aufeinander zu zugehen und voneinander zu lernen.
Welche Erfahrungen Jugendliche bei solchen Begegnungen machen, zeigt ihr nachfolgender Bericht:

Zum sechsten Mal fand dieses Jahr ein internationales Juendforum in Krakau/Polen statt. Meine Schule hatte sich entschlossen auch dieses Jahr mit einer Gruppe Neuntklässler an dem Forum teilzunehmen. Hauptziel des Forums war es, europäische Jugendliche einander näher zu bringen, Vorurteile ab- und ein “Wir” Gefühl aufzubauen und so ein bißchen näher an ein gemeinschaftliches, vereinigtes Europa zu kommen, in dem die einzelnen Menschen zählen, nicht Status oder Herkunft.
Das Programm war abwechslungsreich : Workshops, Ausflüge, Konferenzen, aber auch gemeinsame Abende und relativ viel Freizeit. Mit etwa 150 Jugendlichen aus neun verschiedenen Ländern - Belgien, Österreich, Norwegen, Finnland, Schweden, Estland, der Ukraine, Deutschland und Polen - war das Forum gut besucht.

Die Workshops
Schon vor der Anreise musste man sich in einen der fünf angebotenen Workshops einwählen. Ziel der Workshops war es, innerhalb einer Woche etwas zu erstellen, das bei der Ergebnispräsentation am letzten gemeinsamen Tag gezeigt werden konnte. Hauptsächlich ging es in den Workshops darum eine grobe Vorgabe dessen, was gemacht werden sollte, zu erweitern und zu gestalten. Leider wurden einige der Gruppen so eingeteilt, dass sie nur aus Jugendlichen einer Nation bestanden und auf diese Weise fiel genau das weg, was die Workshops eigentlich ausmachen sollte : gemeinsam mit “fremden” Menschen etwas zu erstellen, und auf diese Weise mit den anderen ins Gespräch zu kommen.

Konferenzen
In den Konferenzen trafen sich sämtliche Teilnehmer des Forums, um über verschiedene (aktuelle) Themen zu diskutieren. Hauptthemen waren “Unsere Erde”(-Umweltproblematik, Energiegewinnung), “Menschen”(-Todesstrafe, Kindererziehung), “Kriege”(-Kriege vermeiden, Ursachen für Kriege), und “Liebe”(-Gleichgeschlechtliche Liebe, Rechte von Gleichgeschlechtlichen Paaren). Dazu wurden zunächst Stellungnahmen polnischer Schüler verlesen und anschließend mit der ganzen Gruppe diskutiert. Es war toll, dass jeder seine Meinung frei sagen konnte, ohne dafür verspottet oder beschimpft zu werden, selbst bei dem schwierigen Thema Todesstrafe, bei dem ganz unterschiedliche Meinungen aufeinandertrafen, und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Ausflüge
Neben den üblichen Stadtbesichtigungen war auch ein Besuch des Konzentrationslagers Ausschwitz /Birkenau vorgesehen. Obwohl die geschichtlichen Fakten größtenteils bekannt waren, waren wir schockiert von der Größe der Lager, die wir nur aus Fernsehberichten und Erzählungen kannten. Das Verdrängen der hier geschehenen Ereignisse war an Ort und Stelle nicht mehr möglich. Fast noch schlimmer als die Ansicht dieser Orte war für mich das Verhalten anderer Besucher. Wir konnten nicht nachvollziehen, wie man an der Todesmauer in Gelächter ausbrechen oder die Nutzung der Lager leugnen konnte.
Das Verhältnis von uns jungen Deutschen zu Ausschwitz ist sehr schwierig, da wir selbst nicht mehr für die Taten dort verantwortlich sind. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, die Vergangenheit unseres Landes zu leugnen oder zu verschweigen. Wir müssen wissen, dass wir im Ausland immer wieder darauf angesprochen werden und in der Lage sein, persönlich Stellung zu nehmen. Wir waren uns einig, dass so etwas wie in Ausschwitz nie mehr vorkommen darf, und sehen es als eine unserer Aufgaben, zu verhindern, dass es jemals wieder zu Verstößen gegen die Menschlichkeit kommt.

Internationale Begegnungen
Europa ist kleiner geworden. Wir haben Kontakte zu Jugendlichen aus vielen verschiedenen europäischen Ländern, die wir über Austausche und Jugendforen kennengelernt haben. Wir hoffen, dass Europa weiter zusammenwächst, und dass Vorurteile gegen Menschen aus anderen Ländern immer weiter schwinden. Ich denke, dass es auch in Zukunft noch viele solcher Begegnungen geben wird, und bin froh, dass ich die Chance hatte an einigen teilzunehmen.
Internationale Zusammenarbeit habe ich auch bei meinem Schulpraktikum bei Church and Peace erfahren. Ich glaube, dass dies ein wichtiger Schritt ist auf dem Weg, eine Welt zu schaffen, auf der nicht mehr jeder nur an sich und sein Land denkt.

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Nachrichten aus dem Netz

Die Gemeinschaft von Caulmont feiert ihr 30jähriges Bestehen
1970 stimmt die “Eglise Réformée de France” (die Reformierte Kirche Frankreichs) einem Versuchsprojekt zu, das zum Ziel hat, Menschen Gastfreundschaft anzubieten im Rahmen einer kleinen christlichen Gemeinschaft, die entsprechende Räumlichkeiten und Angebote organisiert. Die Kommunität Caulmont sieht dieses Anliegen als ihre Aufgabe und beginnt damit, dieses Projekt aufzubauen.

Caulmont besteht als Kommunität seit 1974. Eine erste Gruppe katholischer und protestantischer Christen bilden eine erste kommunitäre Teamgruppe. Die Mitglieder dieser ökumenischen Kommunität leben an verschiedenen Orten und versuchen dort jeweils die Vision von Caulmont, christliche Gastfreundschaft zu praktizieren, in ihrem Leben zum Ausdruck zu bringen.

1976 erwirbt die Gemeinschaft ein Haus in der Normandie. Freiwillige und bezahlte Kräfte bauen in den folgenden Jahren dieses Haus zu einem Einkehr- und Begegnungszentrum aus. In den achtziger Jahren verändert sich die Zusammensetzung der Kommunität immer wieder. In der Regel zählt sie nun vier bis sieben Erwachsene und fünf bis elf Kinder. Sie sind entweder katholisch oder evangelisch und entscheiden sich, einige Jahre in diesem Haus mitzuleben, im täglichen Rhythmus von Gebetszeiten und dem Angebot christlicher Gastfreundschaft für Menschen, die von außen kommen.

1984 kommt es zu Gesprächen mit der katholischen Kirche am Ort und dem Bischof der Diözese. Nach diesem Gespräch nimmt die Kommunität Caulmont einige Benediktinerinnen, die nun einige Jahre zusammen mit der Gemeinschaft leben. Nun leben etwa 22 Menschen zwischen zwei und 85 Jahren in Caulmont zusammen. In dieser Zeit werden weniger Menschen von außerhalb aufgenommen.

Nach dem Tod einiger Schwestern und dem Weggang einiger Mitglieder verkleinert sich die Gemeinschaft in den 90er Jahren und kann wieder mehr Menschen aufnehmen.

In der Perspektive des Jahres 2000 und der kommenden Jahre erhoffen sich die Mitglieder von Caulmont, die inzwischen 100 Familien und Einzelpersonen umfassen, dass sich ihnen weitere Menschen anschließen oder zu ihnen kommen.

Nachrichten von Caulmont, im Frühjahr 2000
Übersetzung: Dora Geiser/Christian Hohmann

_ Vom Vertrauen zur Mediation
Das Programm zur Erziehung zum Frieden und Gewaltverzicht für Jugendliche
Das Jahr 2000, von der UNO zum „Internationalen Jahr für eine Kultur des Friedens“ deklariert, wird sicherlich ein markantes Jahr in der Geschichte der säkularen und religiösen Friedensbewegungen sein. Dieses Jahr wird zum Sprungbrett einer Friedenskultur für ein „Jahrzehnt des Friedens“. Der Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes in der französischen Schweiz richtet seine Anstrengungen unter anderem auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, einerseits weil dieses Jahrzehnt sich dazu eignet, vor allem die Jugendlichen zu erreichen und andererseits weil der Bedarf an Gewaltprävention in Schulen und Gemeinden sehr bedeutsam ist.

Seit Februar 1999 ist MIR in der französischen Schweiz in der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung im Bereich von Kommunikation und Konfliktbehandlung engagiert. Diese Arbeit wurde in zwei Orientierungsklassen (für höhere Schulen) im Kanton Fribourg initiiert. Auf diese Weise wurden 40 Klassen für gewaltfreie Kommunikation und Konfliktbehandlung sensiblisiert. Das Programm wurde in den Schulen eingeführt, um die Eskalation von Gewalt zu vermeiden. Die Klassenlehrer haben aktiv an den Kursen mit ihren Klassen teilgenommen und die Schüler in gewaltfreier Kommunikation und Konfliktbehandlung unterrichtet. Die Schüler setzten anschließend in die Praxis um, was sie gelernt und gemeinsam erlebt haben.

Parallel dazu hat die Elternvereinigung von Glâne (l’Association des parents de la Glâne) in Zusammenarbeit mit MIR in der französischen Schweiz ein Programm zur Vermeidung von Gewalt auf die Beine gestellt. Zum ersten Mal nahmen zehn Eltern an insgesamt sechs Treffen, die jeweils drei Stunden dauerten und sich über vier Monate (November 1999 bis Februar 2000) hinzogen.

Hin zu einer Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit...
Die Arbeit zur Gewaltvermeidung ist komplex und manchmal undankbar. Komplex insofern, da jede Intervention dem einzelnen Kontext angepaßt sein muß und eine Bedarfsanalyse voraussetzt, die den Akteuren des Systems Rechnung trägt, wie den Faktoren, die einer Veränderung entgegenstehen. Manchmal undankbar, weil das Ergebnis dieser Interventionen nur teilweise auf kurze oder mittelfristige Sicht bewertbar ist. Dies nährt die Skepsis derer, die Gewalt als unglückliche Umstände akzeptieren wollen und denen die Repression immer noch als beste Methode erscheint. Dennoch ermutigen uns die Zeugnisse von Eltern, Jugendlichen und Lehrern, uns weiterhin zu engagieren. Selbstverständlich müssen die Programme zur Prävention von Gewalt dem Ausmaß an Gewalt Rechnung tragen, denn es wird keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben!

Ein hoffnungsvoller und realistischer Blick auf dieses „internationale Jahr für eine Kultur des Friedens“
Am Anfang dieses Jahres 2000 führte MIR in der französischen Schweiz seine Arbeit der Gewaltprävention in den Schulen des Kantons Fribourg und Neuchâtel fort, sowohl in der Erwachsenenbildung als auch in der Bildung Jugendlicher. Wir trafen auch Taufanwärter, die manchmal in Schulen gehen, in denen wir intervenieren, was uns wirklich gelegen kommt, um ein Band mehr mit dem Erziehungssystem zu schaffen, denn es erscheint uns wichtig, dieses (Erziehungssystem) in seiner Gesamtheit zu erreichen.
Bulletin romand de la réconciliation, März 2000
Übersetzung: Bettina Ewer

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Internationales Jahr der Freiwilligen
Das Jahr 2001 soll das Internationale Jahr der Freiwilligen werden. Entsprechende Aktivitäten sollen im kommenden Jahr öffentlich dagestellt werden, um zugleich mehr Menschen für ein Freiwilligen-Engagement zu gewinnen. Zur Koordinierung und Vernetzung der örtlichen, landes- und bundesweiten Aktivitäten im Internationalen Jahr der Freiwilligen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. beauftragt, eine Geschäftsstelle „Internationales Jahr der Freiwilligen“ einzurichten. Diese Geschäftsstelle nimmt Mitteilungen über Projekte im Internationalen Jahr der Freiwilligen gerne an für die Website (www.ijf2001.de). Ab sofort besteht die Möglichkeit, zukünftige Veranstaltungen in die interaktive Homepage www.ijf2001.de direkt einzugeben. Entsprechende Informationen und Formulare sind zu erhalten bei:
Geschäftsstelle Internationales Jahr der Freiwilligen im deutschen Verein, Am Stockborn 1-3, 60439 Frankfurt am Main, Tel. 069-95807-403, Fax: 069-95807-164, E-mail: kontakt@ijf2001.de.

Künftige Vakanzen bei der KEK
Sekretär für Finanzen und Verwaltung: allgemeine Verantwortung für die Finanzangelegenheiten der KEK einschliesslich der Entwicklung und Durchführung der Strategie zur Mittelbeschaffung in Zusammenarbeit mit anderen Mitglieder des Stabes. Voraussetzungen: Erfahrung in Finanzverwaltung, Beherrschen der französischen Sprache sowie Kenntnisse in Deutsch und Englisch.
Sekretär für Kommunikation und Information: Fortführung und Weiterentwicklung der allgemeinen Arbeit der KEK in Bezug auf Kommunikation, Information, Kontakte zu den Medien und Veröffentlichungen, die den Gesamtbereich der Aktivitäten der KEK sowie die Arbeit ihres Stabes in den Büros in Genf, Brüssel und Strasbourg abdecken. Voraussetzungen: Erfahrung in der Kommunkiations- und Medienarbeit, gute kenntnisse der kirchlichen und ökumenischen Szene in Europa.
Beide Stelle sollten im Laufe des Jahres 2001 gefüllt werden. Informationen: Dr. Keith Clements, Generalsekretär, KEK, PO Box 2100, 150 route de Ferney, CH-1211 Geneva 2, Tel: +41 22 791 61 11.

Die neu recherchierte Ausgabe 2000/2001 von eurotopia - Verzeichnis von Gemeinschaften und Ökodöfern ist erschienen

Dieses Verzeichnis ist das einzige Nachschlagewerk über Gemeinschaften und Ökodörfer in Deutschland und Europa. Als Weiterentwicklung der schon in mehreren Auflagen erschienenen eurotopia-Projektliste stellen sich auf jetzt 424 Seiten 333 Gemeinschaften aus 23 Ländern dar mit ihren Charakteristika, ihren Zielen und ihren Besonderheiten, darunter auch Church & Peace, einige seiner Mitgliedsorganisationen und andere christliche Gruppen.
Daneben gibt es aber auch viele Gemeinschaften verschiedenster spiritueller Prägung, die sich von Church & Peace deutlich unterscheiden. Dennoch lohnt es sich sicherlich, dieses Verzeichnis durchzuschauen, nicht zuletzt wenn man in Europa auf Reisen ist.

eurotopia, das Nachschlagewerk mit insgesamt 699 Adressen, in DIN A5-Format (Paperback) für zuhause und unterwegs, für 27,-DM (Vorauskasse) bzw. 30,- DM (gegen Rechnung) inkl. Versand. Erhältlich bei: Ökodorf-Buchversand, Dorfstrasse 4, 29416 Groß-Chüden, Tel. 03901-82949, Fax: - 82942, E-mail: oekodorf.buch@t-online.de.

[1] Jacques Gaillot, Bischof von Évreux, unter Mitarbeit von Catherine Guigon: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts. Erfahrungen eines Bischofs, Freiburg i.Br. 41992, S.27.